Sonntag, 23. Juni 2019

Ist H&M wirklich asozial?



Am 19.06.19 fand ein letzter Versuch statt, um einen Interessenausgleich für die schließende H&M-Filiale in der Kaufingerstr. 24 in München zu erzielen und damit die Kündigung von 85 Mitarbeitern ganz oder teilweise zu verhindern. Anwesend für den Arbeitgeber waren der Rechtsanwalt Volker von Alvensleben (DLA Piper), der Personalleiter der Region („Area“) Michael Zissler, die Area-Controllerin Regina Bradel und die Filialleiterin der Schließungsfiliale Carmen Boscher. 



Rechtsanwalt Volker von Alvensleben, Personalleiter Michael Zissler und die deutsche Geschäftsleitung Sven Twisselmann mit Thorsten Mindermann
 
Direkt zu Beginn der Verhandlungen fand vor der Filiale und damit den Verhandlungsräumen eine Demonstration von ver.di statt um neben dem Kampf um gerechte Löhne auch auf das menschenunwürdige Verhalten von H&M bei Schließungen aufmerksam zu machen. 150 Streikende, die ihren ganzen Frust und ihre Wut loswerden wollten.

Denn trotz massenhaft freier Stellen – seit Bekanntgabe der Schließung und auch aktuell – will man unglaublicherweise den betroffenen Menschen keinen Schritt weit entgegenkommen. Auch der Vorsitzende der Einigungsstelle, einer der höchsten und renommiertesten Arbeitsrichter im Land, empfindet die Blockadehaltung von H&M als nicht normal und mehr als unüblich. 



Einen Vorzug vor anderen Bewerbern möchte man nicht garantieren


Die betroffenen Menschen könnten sich gerne auf offene Stellen bewerben, einen Vorzug vor anderen Bewerbern möchte man ihnen aber nicht garantieren, so die „Verhandlungsbereitschaft“ von H&M.

Man möchte Mütter beispielsweise nicht übernehmen, denn „Mütter machen es schwer, weil ihre Arbeitszeiten für uns unattraktiv sind.“

Überhaupt wundert man sich bei H&M darüber, dass die Belegschaft sich so gegen den Rausschmiss wehrt, denn „Es ist doch auch mal ganz schön, eine Zeit lang von Arbeitslosengeld zu leben“ (!), so hieß es von den anwesenden H&M-Vertretern schon am letzten Verhandlungstag.


 

Proteste der Streikenden waren in der ganzen Filiale zu hören


Diese Strategie wurde übrigens auch Anfang Juni allen Betriebsräten auf der jährlichen Räteversammlung von der deutschen Geschäftsführung (anwesend: Sven Twisselmann, sich immer zu fein dafür und deswegen abwesend: Thorsten Mindermann) als klare Marschrichtung bestätigt.


Kein Wunder also, dass die Proteste der Streikenden durch die ganze Filiale und die Kaufingerstraße zu hören waren.

Und auch kein Wunder, dass man diese Politik von H&M immer häufiger mit dem Wort „asozial“ verbindet:

„Asozialität ist eine zumeist als abwertend empfundene und gemeinte Zuschreibung für Verhaltensweisen, die von gesellschaftlichen Normen abweichen und die Gesellschaft vermeintlich oder tatsächlich schädigen […] Der Begriff asozial findet auch zur Kennzeichnung von allgemein gesellschaftlich destruktivem Verhalten Verwendung, beispielsweise für Menschen an der Spitze der Gesellschaft, die sich gegenüber dem Allgemeinwohl, ihren Mitarbeitern, ihren Kunden, ihren Wählern etc. unsozial verhalten.“

Die Titelfrage „H&M = asozial?“ ist also vom Arbeitgeber selbst beantwortet worden: 


H&M = asozial!

 



 

Dienstag, 11. Juni 2019

Heute unbefristet & Morgen arbeitslos!


Am Mittwoch, den 23.01.2019 hat die Geschäftsleitung von H&M bekannt gegeben, dass in der Münchner Fußgängerzone zwei Filialen bis zum 31.01.2020 und zum 31.03.2020 geschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt betreibt die H&M Group in der Münchner Innenstadt zehn Geschäfte, darunter jeweils eines der Marke COS, Arket, & Other Stories, Weekday, H&M Home sowie drei weitere H&M Filialen. Die beiden Schließungsfilialen ausgeschlossen. Zudem war bereits vor Bekanntgabe der Schließung klar, dass nicht unweit von diesen Filialen an der Schwanthalerhöhe eine weitere Filiale eröffnet werden soll. Das H&M in den Centern PEP, Mira, Riem Arcaden, Pasing Arcaden und OEZ weitere fünf Filialen betreibt, sei hier nur am Rande erwähnt.

Doch wie, in Anbetracht dieser Informationen, überbringt die Geschäftsleitung diese schlechte Nachricht in den Filialen, die geschlossen werden sollen?




„Wir haben schlechte Nachrichten...“



In der Frühschicht fiel beim Verrichten der alltäglichen Arbeit sofort auf, dass die Filialleiterin bedrückt ist. Vermutet wurde vieles, aber wenige Stunden danach wurde klar, warum sie vermutlich so bedrückt war. Kurz nach halb 11 Uhr wurden die Mitarbeiter/innen in ein nicht zuvor angekündigtes Meeting gebeten. Dort versammelt, trafen sie auf Michael Zissler, den Personalleiter der Region (Area-HR) und Angela „Geli“ Gallenz, die Personalchefin Deutschland. Letztere war seit Ewigkeiten nicht mehr in der Filiale. Daher war auch sofort klar, dass es um etwas Ernstes gehen muss, auch wenn sich bei Schließungen anderer Filialen eigentlich keiner aus der Geschäftsleitung blicken lässt – aber Geli hat ja ein zweites Büro in München, gleich gegenüber der Filiale.

„Wir haben schlechte Nachrichten“ – Der Belegschaft wurde eröffnet, dass die Filiale zum 31.01.2020 schließen wird, wenige Wochen nach dem lukrativen Weihnachtsgeschäft. „Das ist für uns selber ganz neu und traurig. Schließlich war ich dabei als die Filiale eröffnet wurde“, meinte Geli. Nüchtern sagte MZ, dass es keine Garantie auf Weiterbeschäftigung gibt. „Es fällt mir wirklich schwer und ich weiß, wie ihr euch gerade fühlt.“



Betroffene sollen sich selber um ihre Weiterbeschäftigung kümmern



Doch was ist denn mit der Filiale, die jetzt eröffnen soll? Und was ist mit den anderen Filialen in der Innenstadt? 


Anstatt sich darum zu bemühen oder wenigstens vorzugeben die betroffenen Mitarbeiter/innen, in den oben genannten Filialen von H&M unterzubringen und damit dem oben bekundeten Mitleid von Geli Taten folgen zu lassen, macht die Geschäftsleitung tatsächlich den Vorschlag die Betroffenen sollen sich doch selber um ihre Weiterbeschäftigung kümmern und sich auf die von H&M bereits ausgeschriebenen Stellen bewerben. Diese stellen ja gerade den Bedarf des Unternehmens dar und darüber hinaus werde H&M keine Arbeitsplätze zur Verfügung stellen…

Dass bei H&M unbeliebte Stellen wie Vollzeitkräfte nicht ausgeschrieben sind, ist nicht verwunderlich. Ebenso ist es auch nicht überraschend, dass für alleinerziehende Mütter notwendige Arbeitszeiten mit freien Samstagen nicht ausgeschrieben sind. Das passt ja alles nicht zu den hochflexiblen Verträgen, die H&M möchte und in welche man auch Mitarbeiter/innen in allen anderen Filialen oft unter großer Druckausübung drängen will.


Aber auch diese Stellen werden benötigt, sie müssten also eigentlich von H&M zur Verfügung gestellt werden. Will H&M solche Arbeitskräfte gezielt loswerden? Eine genaue Analyse, wer in welcher anderen Filiale unterkommen könnte, wurde jedenfalls von vornherein ausgeschlossen und bis heute hier und in keiner anderen Schließungsfiliale vorgenommen.

Man sieht also, wie „traurig“ die Arbeitgebervertreter wirklich sind und wie „schwer“ es ihnen fällt.




Belegschaft ist kämpferisch

  

 

Die Belegschaft ist sich einig, dass sie gemeinsam bis zum Schluss in der Filiale bleiben möchte. Jedoch gibt es immer Einzelgänger, denen ihr eigenes Wohl wichtiger ist und die jedes Stellenangebot der H&M Group annehmen. Der Arbeitgeber ist natürlich froh darüber, denn dadurch muss er am Ende weniger Abfindungen zahlen. Wenn ihnen ein Bewerber aus einer Schließungsfiliale übrigens nicht passt, wird trotzdem jemand von der Straße eingestellt – etwas von dem H&M auch tunlichst möchte, dass es niemand mitbekommt.

Die Fragen, die jedoch aufkommen, sind:

Wenn sich jetzt alle auf diese Stellen bewerben, was passiert dann mit denjenigen, die nicht über die Jobbörse vermittelbar sind? Denjenigen, die ihre Kinder nicht mehr beaufsichtigen könnten, wenn es für sie nur die Stellen aus der Jobbörse gibt? Denjenigen, die aus gesundheitlichen Gründen und/oder weil sie schwerbehindert sind keine geeigneten Stellen in der Jobbörse finden? Denjenigen deren Existenz bedroht ist, wenn sie auf einmal einen Vertrag mit geringeren Wochenstunden nehmen müssten?




Heute nützlich & Morgen Müll



Heute hatten die Beschäftigten noch einen Arbeitsplatz & Morgen sind sie arbeitslos – ob in München oder Berlin, ob in Hildesheim oder Baden-Baden.


Heute waren sie noch nützlich & Morgen werden sie wie Müll entsorgt.


Dafür sollen die Buchstaben H&M fortan stehen und daran sollte man nun immer denken, wenn man sie liest.

Donnerstag, 6. Juni 2019

H&M: Mode und Qualität - Zu welchem Preis?




Ein Blog mit H&M im Titel – soll es hier wieder um Fashion und neue Trends gehen?  „Wie kann ich mit 30€ meinen Kleiderschrank füllen“,  „So kriegst du ihn rum mit deinem Schnäppchen-Outfit“ oder gar die neuesten Tipps und Angebote für Club-Mitglieder?

Nein! Aber vielleicht bist du bei uns trotzdem richtig. Denn hier erfährst du wie es bei H&M wirklich abgeht. Wir sind keine Journalisten, aber in jedem Fall offen und gerade heraus und berichten euch all das, was euch die Presseabteilung von H&M bestimmt nicht erzählen wird. 

Zum Beispiel wie H&M mit Müttern umgeht und welchen Druck sie über unsoziale Arbeitszeiten auf sie ausüben.  Oder wie es ist als flexibler Mitarbeiter keine Sicherheit darüber zu haben, was man am Ende des Monats verdient und wie man arbeiten wird. Auch dass das Unternehmen bei Schwerbehinderten Kollegen in vielen Fällen keine Rücksicht auf die Gesundheit nimmt.

Das sind nur einige Themen von vielen, aber alles zu seiner Zeit.

Denn der ausschlaggebende Grund, weshalb wir den Blog starten, ist, dass H&M seit einiger Zeit eine Filiale nach der anderen schließt, sich dabei zunehmend verantwortungsloser verhält und sich nicht scheut selbst langjährige Mitarbeiter/innen auf die Straße zu setzen. 

Bei H&M heißt es ja immer Wir sind ein Team, aber wenn es um das unternehmerische Denken und Handeln und das Kostenbewusstsein geht, dann muss jeder einzeln ums Überleben kämpfen. Letzteres wollen wir verhindern, denn kein Unternehmen, das soziale Verantwortung übernimmt, verhält sich so. 

Wir glauben an den Menschen und deshalb ist es wichtig die aktuellen Ereignisse zu hinterfragen und einen Raum für Kritik zu schaffen. Dass man dabei auch mal unbequem sein muss, versteht sich von selbst! Wir hoffen durch diese Plattform eine ständige Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen.

Jetzt seid ihr gefragt! Denn nur wenn ihr unsere Beiträge verbreitet, können wir uns Gehör verschaffen! In diesem Sinne – Keep it simple! Teilen, Teilen, Teilen!!!


P.S.: Bei den fettgedruckten Begriffen handelt es sich um die sieben Werte von H&M, nach denen das Unternehmen vorgibt zu handeln…