Mittwoch, 20. November 2019

H&M setzt Münchner Mitarbeiter vor die Tür - RTL-Reporter undercover!




In dieser Woche sorgte eine umfangreiche RTL-Reportage für Aufsehen, in der aufgedeckt wird, wie ehrlich es der schwedische Modefilialist wirklich mit seinen Beschäftigten meint. Neben TVNOW strahlten RTL Punkt 12, RTL Aktuell VOX News und N-TV den Bericht aus.

Die zahlreichen negativen Zuschauer-Reaktionen auf der H&M Deutschland-Facebookseite ließen nicht lange auf sich warten - mittlerweile ist ein regelrechter Shitstorm ausgebrochen, auf den der Konzern teilweise reagiert. 






Nach RTL-Reportage über H&M: So reagiert die Modekette auf die schweren Vorwürfe der Ex-Mitarbeiter

 


Ältere Mitarbeiter werden vor die Tür gesetzt und durch billige Aushilfen ersetzt


In der Münchner Kaufingerstraße gibt es fünf H&M-Filialen, zwei davon werden im Januar schließen. Während man die langjährigen Mitarbeiter der Schließungsfiliale eiskalt vor die Tür setzt, sucht man für die - nur wenige Meter weit entfernte - neueröffnete Filiale neues, billigeres Personal. In der RTL-Reportage, schildern unsere Kollegen Despina Spyridou und Peter Kawan ihre prekäre Situation. Beide arbeiten schon seit vielen Jahren für den Moderiesen und haben bereits ihre Kündigungen erhalten, obwohl sie weiterbeschäftigt werden wollen. 






 

9,50€ und Flex-Vertrag für Neueinstellungen


Während H&M versucht, sich bei RTL schriftlich von seiner besten Seite zu präsentieren, macht die Reporterin vor Ort undercover ihre ganz eigenen Erfahrungen, als sie sich beim Modefilialisten bewirbt. Als vermeintlich ungelernte Kraft möchte man sie für 9,50€/Std. voll flexibel und für lediglich 10 Stunden pro Woche einstellen. Arbeitstage werden gerade mal 4 Tage im Voraus festgelegt. Im Vertrag muss der Mitarbeiter unterschreiben, dass das Gehalt „gegebenenfalls nicht geeignet ist, eine Einkommensgrundlage zu liefern“!

Gegenüber RTL beteuert der Modefilialist schriftlich „Wir arbeiten jeden Tag nach dem Motto: Unsere Mitarbeiter*innen sind unser höchstes Gut.“ doch die RTL-Reporterin erfährt im direkten Gespräch mit der Personalreferentin, was man in Wahrheit über die Beschäftigten denkt: Über die gekündigten Münchner Kollegen*innen, die weiterbeschäftigt werden wollen, äußert sich die Vorgesetzte abwertend mit „Nicht der Rede wert. Die kommen nicht zu uns… Die machen ihr eigenes Ding.“.



Jeder Arbeitnehmer, der eine Kündigung erhält, wird sich wehren."


"H&M fährt jetzt einen Knallhart-Kurs gegenüber seinen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern", sagt Felix Bussmann, Rechtsanwalt von ver.di. „Die Arbeitnehmer*innen, die schon länger beschäftigt sind, verdienen sehr viel mehr als Neueingestellte. Der Skandal ist, dass es, es genug Arbeitsstellen gibt." Auch für Felix Bussmann ist klar, dass H&M ältere Arbeitnehmer*innen loswerden möchte, doch es wurden Massenklagen gemacht: „Jede*r Arbeitnehmer*in, der eine Kündigung erhält, wird sich dagegen wehren.“ 





 

„Druckgespräche“ und Mobbing gegen Mütter


Ein H&M-Manager bestätigt, dass man mit Mobbing und „Druckgesprächen“ gegen langjährige Kollegen*innen, wie zum Beispiel Mütter vorgeht, um sie aus dem Unternehmen zu drängen.
Es werden die Leute entlassen, die teuer sind, die halt einige Jahre auf dem Buckel haben. Die steigen natürlich in der Tarifgruppe immer höher (…) die wollen sie natürlich raushaben und die werden durch günstigere Kräfte ersetzt.“ 

Dass Mitarbeiter bei H&M systematisch bespitzelt werden, haben wir erst kürzlich hier thematisiert. Hierzu äußert sich der Manager „Die Leben unter Angst - ihren Job zu verlieren, weil sie genau wissen, sie werden woanders nichts finden, besonders alleinerziehende Mütter...“ 


 Die komplette Reportage ist bei TVNOW kostenlos hier zu sehen!


RTL-Reporterin undercover bei H&M: Drastische Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter


Freitag, 8. November 2019

H&M bespitzelt Mitarbeiter - Private Daten auf Server entdeckt!



Vor einigen Tagen berichtete die F.A.Z. über einen brisanten Vorfall im Nürnberger Kundenzentrum von H&M. Aus internen Mails geht hervor, dass Führungskräfte Notizen aus Gesprächen mit Mitarbeitern machten und Informationen über deren Gesundheit und persönlichen Umständen machten.

Dass ein Datenordner mit derartigen prekären Infos über unsere Kollegen*innen existiert und einem internen Kreis von Führungskräften zugänglich war, wurde bereits von der H&M-Deutschlandzentrale bestätigt!

 

Notizen über Privatleben gespeichert


Die Dateien wurden offenbar zufällig von Mitarbeitern des Kundenservices auf dem Server entdeckt. Die pikanten Infos gehen soweit, dass Notizen über das Privatleben der Angestellten gemacht wurden: ob sich beispielsweise jemand scheiden lassen will, oder zu Hause Ehekrach hat! Die Infos stammen aus persönlichen Gesprächen mit Teamleitern.

 

Unsicherheit, Unruhe, Enttäuschung unter der Belegschaft


Der heikle Datenfund hat für erhebliche Unruhe und Enttäuschung unter den mehreren hundert Kollegen*innen in dem Nürnberger Kundencenter gesorgt, sie betreuen das Online -und Telefonbestellgeschäft.

 

Unbeholfene Versuche vom Management, die Belegschaft zu beruhigen


Um den extremen Unmut der Beschäftigten einzudämmen, versucht das Management mit Mitarbeitertreffen und Schreiben an die Belegschaft gegenzusteuern. Man möchte sich „ausdrücklich für den Vorfall entschuldigen“, desweiteren möchte man den umstrittenen Datenordner vom Laufwerk löschen und es werden geplante Datenschutzschulungen für Führungskräfte erwähnt. Es würde sich um „Einzelfälle“ handeln und man möchte die Belegschaft „auf dem Laufenden halten“ - Worte, die das zerüttete Vertrauensverhältnis wohl kaum wieder herstellen werden - einige Kollegen*innen denken offen über eine Klage gegen den Arbeitgeber nach.

Dass private Informationen von Mitarbeitern gesammelt und intern ausgetauscht werden, scheint bei den großen Modefilialisten mittlerweile salongfähig geworden zu sein. Jüngste Berichte über interne Schwarze Listen, oder versteckte Kameras in Sozialräumen beim Modekonzern Zara bestätigen dies. Es wird zunehmend noch nicht einmal mehr versucht, seinem Personal auf Augenhöhe zu begegnen. „Wer fällt aufgrund von privaten Gegebenheiten zukünftig möglicherweise aus - und wie kann man ihn schnellstmöglich ersetzen.“  scheint die gängige vorherschende Denkweise bei den Textilketten zu sein. 


Immer schnellere Kollektionen und immer mehr Umsatz - für angemessene Schulungen der Vorgesetzen und Empathie den Menschen auf der Verkaufsfläche gegenüber hat man offensichtlich schon lange das Bewusstsein verloren.



Hier geht‘s zum Artikel der FAZ .