Am 19.06.19 fand ein letzter Versuch statt, um einen Interessenausgleich für die schließende H&M-Filiale in der Kaufingerstr. 24 in München zu erzielen und damit die Kündigung von 85 Mitarbeitern ganz oder teilweise zu verhindern. Anwesend für den Arbeitgeber waren der Rechtsanwalt Volker von Alvensleben (DLA Piper), der Personalleiter der Region („Area“) Michael Zissler, die Area-Controllerin Regina Bradel und die Filialleiterin der Schließungsfiliale Carmen Boscher.
Direkt zu Beginn der Verhandlungen fand vor der Filiale und damit den Verhandlungsräumen eine Demonstration von ver.di statt um neben dem Kampf um gerechte Löhne auch auf das menschenunwürdige Verhalten von H&M bei Schließungen aufmerksam zu machen. 150 Streikende, die ihren ganzen Frust und ihre Wut loswerden wollten.
Denn trotz massenhaft freier Stellen – seit Bekanntgabe der Schließung und auch aktuell – will man unglaublicherweise den betroffenen Menschen keinen Schritt weit entgegenkommen. Auch der Vorsitzende der Einigungsstelle, einer der höchsten und renommiertesten Arbeitsrichter im Land, empfindet die Blockadehaltung von H&M als nicht normal und mehr als unüblich.
Einen Vorzug vor anderen Bewerbern möchte man nicht garantieren
Die betroffenen Menschen könnten sich gerne auf offene Stellen bewerben, einen Vorzug vor anderen Bewerbern möchte man ihnen aber nicht garantieren, so die „Verhandlungsbereitschaft“ von H&M.
Man möchte Mütter beispielsweise nicht übernehmen, denn „Mütter machen es schwer, weil ihre Arbeitszeiten für uns unattraktiv sind.“
Überhaupt wundert man sich bei H&M darüber, dass die Belegschaft sich so gegen den Rausschmiss wehrt, denn „Es ist doch auch mal ganz schön, eine Zeit lang von Arbeitslosengeld zu leben“ (!), so hieß es von den anwesenden H&M-Vertretern schon am letzten Verhandlungstag.
Proteste der Streikenden waren in der ganzen Filiale zu hören
Diese Strategie wurde übrigens auch Anfang Juni allen Betriebsräten auf der jährlichen Räteversammlung von der deutschen Geschäftsführung (anwesend: Sven Twisselmann, sich immer zu fein dafür und deswegen abwesend: Thorsten Mindermann) als klare Marschrichtung bestätigt.
Kein Wunder also, dass die Proteste der Streikenden durch die ganze Filiale und die Kaufingerstraße zu hören waren.
Und auch kein Wunder, dass man diese Politik von H&M immer häufiger mit dem Wort „asozial“ verbindet:
„Asozialität ist eine zumeist als abwertend empfundene und gemeinte Zuschreibung für Verhaltensweisen, die von gesellschaftlichen Normen abweichen und die Gesellschaft vermeintlich oder tatsächlich schädigen […] Der Begriff asozial findet auch zur Kennzeichnung von allgemein gesellschaftlich destruktivem Verhalten Verwendung, beispielsweise für Menschen an der Spitze der Gesellschaft, die sich gegenüber dem Allgemeinwohl, ihren Mitarbeitern, ihren Kunden, ihren Wählern etc. unsozial verhalten.“
Die Titelfrage „H&M = asozial?“ ist also vom Arbeitgeber selbst beantwortet worden:
Absolut übertrieben und subjektiv formuliert. Damit beziehe ich mich auf den ganzen Blog.
AntwortenLöschenGrüße,
ein zufriedener H&M Mitarbeiter mit flexiblem Stundenvertrag
Wenn H&M mit Müttern nichts zu tun haben will, sollte man das stärker kommunizieren, um das Unternehmen vor Müttern zu schützen und denjenigen, die sich mit Müttern solidarisieren können...
AntwortenLöschenAuch hier wird lediglich die Wahrheit gesprochen. Ich verstehe aber, dass manch einer sich nicht in die Lage anderer hineinversetzen kann.
AntwortenLöschenEmpathie kann halt nicht jeder...
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