Montag, 1. Juli 2019

H&M im Interview: Jennifer E.



Heute starten wir mit unserer Reihe „H&M im Interview“! Dabei möchten wir unsere Kollegen*innen vorstellen, die sich zu verschiedenen Fragen rund um ihren Arbeitsalltag bei H&M äußern, und wie sie vor allem mit der bevorstehenden Filialschließung umgehen.

Wir geben hiermit unseren Kolllegen*innen eine Stimme, denn ihr seid es, die täglich den Betrieb am Laufen halten! Die Geschäftsleitung sieht uns lediglich als blanke Zahlen an, die man beliebig austauscht, wenn man vermeintlich einsparen kann. Es geht um viele einzelne menschliche Schicksale, und nicht um irgendwelche Nummern und schnellen Profit – bei uns stehen immernoch die Menschen im Mittelpunkt!

Den Anfang macht unsere Jenny, die bereits seit 13 Jahren für das Unternehmen arbeitet:




Wie bist du bei H&M gelandet?


Das war vor ungefähr 13 Jahren und kurz nach meiner Ausbildung. Ich wollte eigentlich nur einen vorübergehenden Job haben und habe gesehen, dass die hier in der Kaufingerstraße 24 (289) Leute suchen und hab mich hier beworben, indem ich meine Bewerbungsunterlagen abgegeben habe. Daraufhin wurde ich angerufen, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und dann erhielt ich wieder einen Anruf, in dem sie sagten, dass ich den Job bekam.



Was für einen Vertrag hast du?


Ich habe einen flexiblen Teilzeitvertrag, mit dem ich auch eingestellt wurde. Eine Zeitlang hatte ich sogar einen Vollzeitvertrag. Das ging dann einige Jahre so bis ich wieder zur Schule ging um mein Abitur nachzuholen. Deshalb gab man mir dann wieder einen flexiblen Teilzeitvertrag mit mindestens 10 Std in der Woche. Nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit musste ich darum kämpfen, nur noch vormittags und nicht mehr samstags zu arbeiten, da ich ihn diesem Zeitraum niemanden habe, der auf meinen Sohn aufpasst.

Dies geschieht alles in meinen fixen Arbeitszeiten und eigentlich habe ich genau deswegen mit den flexiblen Vertrag und den festen Zeiten einen falschen Arbeitsvertrag, den eigentlich Passenden wollten sie mir aber nicht geben.



Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?


Vor der Bekanntgabe der Schließung war es so, dass ich hier in die Filiale gekommen bin und im Erdgeschoss gearbeitet habe. Zuerst habe ich den Kassenbereich saubergemacht, dann hab ich mich um die Anprobe gekümmert und um Stangen, die vielleicht noch verräumt werden mussten. Als der Laden dann öffnete kassierte ich Kunden ab und sorgte dafür, dass die Ware aus dem Lager in der Abteilung eingeräumt wurde. Natürlich gehörte auch der Kundenservice zu meinem Aufgabenbereich. Das war so der normale Alltag für mich! Zudem war Ich war auch noch zweimal wöchentlich im Betriebsratsbüro und hab Betriebsratsarbeit gemacht.

Seit dem die Schließung bekannt gegeben wurde und sehr viel Arbeit für den Betriebsrat dazu gekommen ist, mache ich jetzt nur noch Betriebsratsarbeit.



Was hast du zu tun, wenn du gerade nicht bei H&M arbeitest?


Ich bin alleinerziehende Mutter und dementsprechend kümmere ich mich um meinen Sohn, und verbringe sehr viel Zeit mit ihm. Es ist schwierig irgendwelchen Hobbies nachzugehen, denn dadurch, dass ich alleinerziehend bin, habe ich nicht wirklich Zeit dazu. Und wenn dann muss ich etwas finden, was ich mit meinem Sohn zusammen machen kann. An sich treibe ich sehr gerne Sport, bin kreativ, wenn ich mal Zeit dafür habe. Ich bastle gerne und mach meinen eigenen Schmuck, meine eigenen Kosmetik und hier und da bastle ich auch an Klamotten herum. Ich habe wirklich nicht viel Spielraum und der Job nimmt mich schon relativ ein.



Wie hast du erfahren, dass der Store schließt und wie hast du Dich dabei gefühlt?


Also… dadurch, dass ich im Betriebsrat bin, haben wir ein bisschen früher als die Mitarbeiter/innen davon erfahren. Die Store Managerinnen haben uns, Betriebsratsmitglieder/innen, ins Büro gerufen, die an diesem Tag anwesend waren. Im Büro befanden sich noch der Area Manager und die Area HR und sie haben uns gesagt, dass der Store in einem Jahr schließen wird und ich war erstmals extrem geschockt. Natürlich hat man schon des Öfteren von anderen Schließungen gehört, aber dann zu hören, dass deine eigene Filiale schließt, in der du seit Jahren arbeitest, war ein sehr großer Schock. Ich wusste auch nicht, wie ich damit um zu gehen habe und war einfach sprachlos. Man könnte es eine Art Schockstarre nennen. Und dazu musste ich an meine Existenz denken, denn der Job finanziert unser Leben (von mir und von meinen Sohn) . Dann kamen gleich Fragen auf wie z.B. „Wie geht es weiter? Wie schaffe ich das alles? Wie kriege ich das hin?“ Und vor allem auch, weil ich diese fixen Arbeitszeiten habe, nur vormittags arbeiten kann und sehr unflexibel bin, war das für mich schon erstmal so der Gedanke – „Hey, was mache ich jetzt?“



Wie hat sich dein Leben seitdem geändert?


Es ist schon so, dass es recht schwer ist hier in die Arbeit zu kommen, weil die Stimmung seit dem echt in den Keller gegangen ist und man bekommt ja noch durch die Betriebsratsarbeit mehr Sachen mit als die Leute auf der Fläche. Das führt auch dazu, dass man den Arbeitgeber noch einmal aus einer anderen Sicht betrachtet, weil man sieht, dass es denen egal ist, was mit den Leuten passiert und das ist schon hart zu sehen. Vor allem jeden Tag da durch gehen zu müssen.



Was hat H&M seitdem für dich getan?


Nichts! Es gab kein Jobangebot und das ist ja eine ganz klare Vorgabe von H&M, dass sie die Mitarbeiter/innen nicht übernehmen wollen und vor allem auch, wenn ein/ Mitarbeiter/in unflexibel ist, samstags nicht arbeiten kann und auch schon lange bei H&M ist, einfach unerwünscht ist. Das ist dann klar, dass solche Leute nicht mehr erwünscht sind, wie in meinem Fall. Ich bin unflexibel, weil ich alleinerziehend bin und arbeite schon lange in dem Unternehmen und deshalb bin ich auch teuer für den Arbeitgeber. 



Liegt dir noch irgendetwas auf dem Herzen, was du hinzufügen möchtest?


Ja. Ich finde es extrem schade, wie H&M mit uns Mitarbeitern, vor allem Mitarbeiter/innen, die schon lange im Unternehmen sind, den Leuten skrupellos zu kündigen und ihnen offensichtlich egal ist, was mit uns passiert. Ich finde, dass ein so großes Unternehmen eine gewisse soziale Verantwortung übernehmen sollte und es wäre schön, wenn sie das am Ende auch machen würden.

2 Kommentare:

  1. Unfassbar, wie da mit den MitarbeiterInnen umgegangen. Aber leider bei h&m ja auch nichts Neues, wenn es um soziale Verantwortung geht.

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  2. Ach da muss ich doch an unsere schönen 12 Säulen denken. Die ja nicht mal der AG einhält. Bei mir seit 1998.

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