In unserer aktuellen Blog-Ausgabe kommt Marie zu Wort und schildert ihren Werdegang und ihre persönliche Situatuion bei H&M:
Wie bist du bei H&M gelandet?
Ich bin mit 18 Jahren bei H&M gelandet. Ich war eigentlich noch in der Schule und wollte mir ein bisschen Geld nebenbei dazuverdienen.
Was für einen Vertrag hast du?
Momentan bin ich flexible Teilzeit mit 26,25 Stunden in der Woche.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?
Ich arbeite von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 13 Uhr. Wenn ich um 8.00 Uhr anfange, kümmere mich zuerst darum, dass die Kassen eingezählt werden und sauber sind, räume den Dreck vom Vortag weg. Dann, wenn der Laden aufmacht, geht der geregelte Tagesablauf weiter mit kassieren, Kunden bedienen usw..
Was hast du zu tun, wenn du gerade nicht bei H&M arbeitest?
Dann bin ich Mutter, bin tagsüber mit meiner Tochter zu Hause allein, weil mein Freund bis 18.00 Uhr arbeitet. Ich gehe um 13.00 Uhr raus aus der Arbeit in den Kindergarten, um meine Tochter abzuholen - vielleicht noch einkaufen, kurz auf dem Spielplatz und nach Hause. Und dann geht’s gleich weiter: Wäsche waschen, Essen kochen, Kind versorgen, mit dem Kind spielen und dann ist auch schon wieder Abend.
Wie hast du erfahren, dass der Store schließt und wie hast du dich dabei gefühlt?
Es war ziemlich krass. Ein ganz normaler Arbeitstag, aber ich habe schon irgendwie gespürt, dass irgendwas in der Luft liegt. Carmen (die Store Managerin) kam dann um halb zehn runter zu mir an die Kasse und hat mich gebeten nach oben zu kommen, da sie ein Betriebsratsmitglied für ein Gespräch braucht. Ich habe erst überhaupt nicht gewusst um was es geht, bin mit ihr nach oben gegangen und hab auf dem Weg schon gemerkt, dass die anderen Betriebsratsmitglieder auch nach oben geschickt wurden. Ich bin dann in den Schulungsraum mit allen anderen Betriebsratsmitgliedern gegangen und da saßen dann schon Angelika „Geli“ G. und Michael Z. (Deutschland und Area HR). Da ist mir dann gleich aufgefallen, wenn die beiden schon hier sind, dann muss irgendwas Gravierendes sein. Geli hat dann verkündet, dass die Filiale schließen wird bis zum Januar 2020.
Wie hat sich dein Leben seitdem geändert?
Ich muss sagen anfangs war ich demgegenüber noch ziemlich neutral, es kam nicht allzu überraschend. Aber mittlerweile merke ich, dass es schon zunehmend an die Substanz geht. Also es ist doch nicht so easy wie ich dachte, macht nicht mehr so viel Spaß in die Arbeit zu gehen. Wir haben derzeit viele Unterstützer bei uns in der Filiale, die uns komisch anschauen und komische Fragen stellen. Zum Beispiel: "Warum seid ihr alle krank?", "Was ist los bei euch, läuft das immer so ab hier?" Wenn ich ihnen dann erkläre warum da so ist, dann können sie es ganz gut nachvollziehen. Aber dass sie darüber nachdenken, dass es ihnen genauso ergehen könnte, merke ich nicht.
Was hat H&M seitdem für dich getan?
Nichts. Gar nichts.
Liegt dir etwas auf dem Herzen, was du noch hinzufügen möchtest?
Ich würde mir wünschen, dass H&M seine Mitarbeiter nicht wie Müll behandelt, auf uns zukommt und uns das Gefühl gibt, dass wir nicht umsonst die ganzen Jahre hier gearbeitet haben. Es gibt manche, die haben fast 30 Jahre für H&M gearbeitet. Da fühlt man sich schon ein bisschen verarscht. Es muss menschlicher mit uns umgegangen werden. Wir dürfen nicht einfach aussortiert werden und das auch noch so offensichtlich. Mehr Anstand wäre angebracht!
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