Vergangenen November berichteten wir (hier) darüber, dass H&M seine Mitarbeiter systematisch bespitzelt. Nun teilte die zuständige Datenschutzbehörde mit, dass ein Bußgeldverfahren eingeleitet wurde, nachdem sich der Ausforschungsverdacht bestätigt hatte. Es geht um die Aufzeichnung sensibelster Daten zu persönlichen Umständen bis hin zu Krankheiten. Ein von der Aufsichtsbehörde verhängtes Bußgeld kann im schlimmsten Fall bis zu 4% des globalen Jahresumsatzes betragen!
Von der Blasenschwäche bis zur Krebserkrankung…!
Es geht um insgesamt 60 GB gesammeltes Datenmaterial. Die Daten enthalten „detaillierte und systematische Aufzeichnungen von Vorgesetzten über ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es handelt sich dabei auch um Gesundheitsdaten der Betroffenen, von der Blasenschwäche bis zur Krebserkrankung, sowie um Daten von Personen aus deren sozialen Umfeld wie etwa familiäre Streitigkeiten, Todesfälle oder Urlaubserlebnisse.“ Sagt Johannes Caspar, der Hamburger Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit.
Schnüffel-Ausmaß ohne vergleichbares Beispiel
„Das qualitative und quantitative Ausmaß der für die gesamte Leitungsebene des Unternehmens zugänglichen Mitarbeiterdaten zeigt eine umfassende Ausforschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den letzten Jahren ohne vergleichbares Beispiel ist“, so Caspar.
Infos aus persönlichen Gesprächen durch Vorgesetzte ausgewertet
Beim Durchstöbern interner Dateien im IT-System ist der brisante Datenordner vergangenen Oktober Mitarbeitern des Kundencenters von H&M in Nürnberg aufgefallen - so ist die Bespitzelung aufgeflogen. Das Perfide: Informationen über private Details wurden von Teamleitern in Raucherpausen, oder persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitern in Erfahrung gebracht und protokoliert worden. Wer möchte sich scheiden lassen, wo gibt es Ehekrach, wer leidet an welchen Krankheiten - alles Informationen, die H&M systematisch gesammelt und intern gespeichert hat!
H&M nimmt den Vorfall laut eigener Aussage sehr ernst und bedaure ihn aufrichtig. Die persönlichen Daten der Kollegen zu schützen habe bei H&M oberste Priorität. Aussagen, die sich für die betroffenen Kollegen*innen wie der blanke Hohn anfühlen müssen! Man versucht sich mithilfe von fadenscheinigen Floskeln herauszureden, anstatt endlich Klarheit und Transparenz für die Belegschaft zu schaffen.
H&M kein Einzelfall
Datenschutzskandale scheinen mittlerweile zum guten Ton der großenTextilhändler zu gehören - zuletzt erst ist die spanische Modekette Zara mit seinem unprofessionellen Umgang in Bezug auf Mitarbeiterdaten in die Schlagzeilen geraten. Unsere Kollegen*innen berichteten hier in ihrem Blog.
Habt ihr den Eindruck, dass ihr auch von H&M bespitzelt werdet?
Betroffene können sich vertraulich an den Hamburger Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit wenden: mailbox@datenschutz.hamburg.de
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