Freitag, 18. September 2020

H&M: Große Vorsätze - wenig umgesetzt

 




Die Geschäftsleitung von H&M berichtet in den aktuellen Weekly News über H&Ms Rolle als sozialverantwortlicher Einkäufer. H&M formuliert ein hohes Ziel: das Unternehmen will zu 100% fair und gleichberechtigt werden. Dazu will H&M Verantwortung für die 1,6 Millionen Textilarbeiter*innen übernehmen, die bei den Zulieferern für H&M produzieren. Der eigene Verhaltenskodex wird als Instrument vorgestellt, um das umzusetzen. Leider beschreiben die Weekly News nicht, was der Kodex vorsieht. Der Kodex ist im Internet leicht einsehbar: er sieht unter anderem vor, dass Gewerkschaftsrechte geachtet und Arbeitsgesetze eingehalten werden sollen.

Was passiert in Südasien?

Das Verhalten von H&M im Arbeitskampf bei dem H&M-Zulieferer Gokaldas Exports ECC-2 zeigt leider: H&M nimmt sich viel vor, schafft aber wenig. Über 1.200 Beschäftigte wurden dort Anfang Juni widerrechtlich gekündigt und die Fabrik illegal geschlossen. Die überwiegende Mehrheit der Arbeiter*innen war gewerkschaftlich organisiert. Seitdem kämpfen die Beschäftigten um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes, gegen die illegale Fabrikschließung und die Zerschlagung ihrer Fabrikgewerkschaft. H&M weiß davon Bescheid: unsere Kolleg*innen von der Gewerkschaft GATWU und NTUI vor Ort führen seit Wochen Verhandlungen mit H&M. ver.di sowie der Gesamtbetriebsrat haben mehrmals H&M auf die Arbeits- und Gewerkschaftsrechtsverletzungen im Konflikt sowie auf die illegale Fabrikschließung aufmerksam gemacht. Der Zulieferer produzierte zuletzt ausschließlich für H&M.

H&M rühmt sich in den Weekly News damit, mit Fabrikbesitzer*innen, Textilarbeiter*innen, Regierungen, Gewerkschaften und NGOs zusammenzuarbeiten. Wie diese Zusammenarbeit aussieht, zeigt sich auch in dem Arbeitskampf: H&M hat hinter dem Rücken der Gewerkschaft, einige ehemalige Mitarbeiter*innen von Gokaldas Exports ECC-2 befragt. Sie wollten die Arbeiter*innen dazu drängen zu sagen, es sei alles in Ordnung. Dies plante H&M dann in Verhandlungen gegen unsere Kolleg*innen zu nutzen. Der Schuss ging zum Glück nach hinten los: die Arbeiter*innen haben die Vertreter*innen von H&M weg geschickt und ihnen gesagt, anstatt sie so unter Druck zu setzen, sollte H&M endlich Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Fabrik wieder eröffnet wird.

In den Verhandlungen zeigt sich H&M keineswegs dazu bereit, das Management des Unternehmens ernsthaft auf die Einhaltung der Arbeitsrechte und des Verhaltenskodex zu verpflichten, wie H&M es in den Weekly News behauptet. Das Gleiche gilt für das globale Rahmenabkommen, das H&M mit dem Gewerkschaftsverband IndustriAll abgeschlossen hat. Darin verpflichtet sich H&M ebenfalls dazu, Verantwortung für die Einhaltung von Gewerkschafts- und Arbeitsrechten und fairen Arbeitsbedingungen zu übernehmen. Umsetzung? Fehlanzeige!

Taten statt Worte!

Was sind H&Ms Versprechungen wert, wenn es das Unternehmen nicht schafft, in diesem Arbeitskampf Druck auszuüben, damit die Rechte der Beschäftigten geschützt werden? Schlimmer noch: H&M versucht den Arbeitskampf sogar zu schwächen, indem sie an der Gewerkschaft vorbei handeln und versuchen, den Zusammenhalt der Arbeiter*innen zu untergraben. H&M ignoriert sein eigenes globales Rahmenabkommen. Anstatt dieses falsche Spiel weiterzutreiben, muss H&M endlich Verantwortung übernehmen: Stop Union Busting and Reopen ECC-2 now!

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