Donnerstag, 17. Dezember 2020

Petition: H&M muss sein öffentliches Versprechen zu konstruktiven Arbeitsbeziehungen einhalten!

 


In Hochglanzbroschüren zeigt sich H&M in der Öffentlichkeit als sozialer Arbeitgeber. Dort lässt die Unternehmensleitung wissen:

„Wir glauben daran und setzen darauf, ein in jeder Hinsicht guter Arbeitgeber zu sein und in fairer Partnerschaft zu arbeiten. Wir respektieren die Rechte unserer Mitarbeiter, Organisationen ihrer Wahl zu bilden oder ihnen beizutreten. Wir glauben an konstruktive Arbeitsbeziehungen mit unseren Mitarbeitern und mit jedem sie repräsentierenden Arbeitnehmerverband oder jeder Gewerkschaft.“

Anders die Realität hinter den Kulissen.

Ohne dass im Vorfeld mit der Gewerkschaft der Beschäftigten gesprochen wurde, verteilt H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann gut einen Monat vor Weihnachten ein unchristliches „Weihnachtsgeschenk“: Mindestens 800 Beschäftigte verlieren ihren Job und darüber hinaus folgen weitere Filialschließungen. Davon betroffen sind zum größten Teil Frauen, da die Beschäftigung im Einzelhandel immer noch weiblich dominiert ist.

Das Pikante am Vorgehen von H&M:

Die zuständige Gewerkschaft ver.di hat bereits im Januar 2020 H&M zu Verhandlungen über einen Digitalisierungstarifvertrag aufgefordert. Was jetzt passiert, hätte also verhindert werden können, wenn H&M sich an seine öffentlichen Versprechungen gehalten hätte! Denn H&M verweigert sich bislang jeglicher Verhandlung mit ver.di.

Deshalb wenden wir uns als Bundestarifkommission - das ist das zuständige Verhandlungsgremium der in ver.di organisierten Beschäftigten - an die Öffentlichkeit\, und deshalb auch an DICH! Unterstütz‘ uns, H&M an den Verhandlungstisch zu bringen, damit das neue Jahr uns H&M-Beschäftigten statt Jobverlust und Existenzangst Gute Arbeit mit Zukunft bringt!

Denn genau das wollen wir: Gute Arbeit mit Zukunft. Der notwendige Wandel des Unternehmens im Rahmen der Digitalisierung ist nur MIT uns, den Beschäftigten, und nicht GEGEN oder sogar ganz OHNE uns, möglich. Nur wenn wir an der Gestaltung eines tragfähigen Zukunftskonzeptes, für nachhaltige Beschäftigungssicherung und für gute, gesundheitsförderliche Arbeit beteiligt werden, bleibt das Unternehmen H&M zukunftsfähig. Und nicht dadurch, dass wir durch Kündigungen aus dem Unternehmen gedrängt werden.

Begründung

Warum ist Deine öffentliche Unterstützung so wichtig?

Wenn auch Du nicht damit einverstanden bist, wie H&M mit uns Beschäftigten umgeht, nachdem wir  das Unternehmen mit aufgebaut und groß gemacht haben, dann unterstütze uns öffentlich mit dem folgenden Brief an Deutschlandchef Thorsten Mindermann!

Mit Deiner Unterschrift zeigst Du:

Ich erwarte, dass H&M sein öffentliches Versprechen zu konstruktiven Arbeitsbeziehungen einhält und umgehend in Verhandlungen mit ver.di über einen Digitalisierungstarifvertrag tritt.

Sehr geehrter Herr Mindermann,

am 20.11.2020 hat das von Ihnen geführte Unternehmen gegenüber der Presse erklärt, dass Sie beabsichtigen, einen umfassenden Personalabbau in H&M-Filialen und weitere Filialschließungen vorzunehmen. Das alles mit der Begründung, H&M müsse wettbewerbsfähig bleiben in dem tiefgreifenden Wandel des Einzelhandels, der durch Digitalisierung und das veränderte Kaufverhalten von Kund*innen begründet ist. Ihre Pläne betreffen insbesondere Frauen, da die Beschäftigung im Einzelhandel immer noch weiblich dominiert ist.

Sie haben Ihren Beschäftigten versprochen, mit ihnen in fairer Partnerschaft zu arbeiten und konstruktive Arbeitsbeziehungen mit ihnen und ihren Gewerkschaften zu führen. Stattdessen bescheren Sie Ihre Beschäftigten und deren Familien kurz vor Weihnachten mit Jobverlust und Existenzangst!

Die ver.di-Bundestarifkommission H&M hat Sie aufgefordert, Ihren Worten Taten folgen zu lassen. Sie möchte mit Ihnen über einen Tarifvertrag zur Gestaltung eines tragfähigen Zukunftskonzeptes, für nachhaltige Beschäftigungssicherung und für gute, gesundheitsförderliche Arbeit verhandeln.

Ich fordere Sie heute auf: Halten Sie Ihre Versprechen, die Sie ihren Beschäftigten gegeben haben, ein! Nehmen Sie von Ihrer Blockadehaltung Abstand und verhandeln Sie einen Digitalisierungstarifvertrag mit ver.di! Heute dringender denn je.

Massenentlassungen sind keine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit! Zukunftsfähig werden Sie nur MIT Ihren Beschäftigten, nicht OHNE sie. Übernehmen Sie Verantwortung!

Das neue Jahr 2021 muss bei H&M Gute Arbeit mit Zukunft bringen!

Mit freundlichen Grüßen

 

Hier geht es zur Online-Petition! 





Sonntag, 6. Dezember 2020

H&M: Massenentlassungen statt sozialer Dialog







Die ver.di-Bundestarifkommission bei H&M hat eine öffentliche Petition gegen Entlassungen und Filialschließungen, für einen Digitalisierungstarifvertrag und nachhaltige Beschäftigungssicherung gestartet – Adressat ist die Unternehmsleitung. Es geht um Gute Arbeit mit Zukunft. Beteilige dich!


In Hochglanzbroschüren zeigt sich H&M in der Öffentlichkeit als sozialer Arbeitgeber. Dort lässt die Unternehmensleitung wissen:

„Wir glauben daran und setzen darauf, ein in jeder Hinsicht guter Arbeitgeber zu sein und in fairer Partnerschaft zu arbeiten. Wir respektieren die Rechte unserer Mitarbeiter, Organisationen ihrer Wahl zu bilden oder ihnen beizutreten. Wir glauben an konstruktive Arbeitsbeziehungen mit unseren Mitarbeitern und mit jedem sie repräsentierenden Arbeitneh- merverband oder jeder Gewerkschaft.“

Anders die Realität hinter den Kulissen. Ohne dass im Vorfeld mit der Gewerkschaft der Beschäftigten gesprochen wurde, verteilt H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann gut einen Monat vor Weihnachten ein unchristliches „Weihnachtsgeschenk“: Mindestens 800 Beschäftigte verlieren ihren Job und darüber hinaus folgen weitere Filialschließungen.


Davon betroffen sind zum größten Teil Frauen, da die Beschäftigung im Einzelhandel immer noch weiblich dominiert ist.

Das Pikante am Vorgehen von H&M: Die zuständige Gewerkschaft ver.di hat bereits im Januar 2020 H&M zu Verhandlungen über einen Digitalisierungstarifvertrag aufgefordert. Was jetzt passiert, hätte also verhindert werden können, wenn H&M sich an seine öffentlichen Versprechungen gehalten hätte! Denn H&M verweigert sich bislang jeglicher Verhandlung mit ver.di.

Deshalb wenden wir uns als Bundestarifkommission – das ist das zuständige Verhandlungsgremium der in ver.di organisierten Beschäftigten – an die Öffentlichkeit, und deshalb auch an DICH! Unterstütze uns, H&M an den Verhandlungstisch zu bringen, damit das neue Jahr uns H&M-Beschäftigten statt Jobverlust und Existenzangst Gute Arbeit mit Zukunft bringt!

Denn genau das wollen wir: Gute Arbeit mit Zukunft. Der notwendige Wandel des Unternehmens im Rahmen der Digitalisierung ist nur MIT uns, den Beschäftigten, und nicht GEGEN oder sogar ganz OHNE uns, möglich. Nur wenn wir an der Gestaltung eines tragfähigen Zukunftskonzeptes, für nachhaltige Beschäftigungssicherung und für gute, gesundheitsförderliche Arbeit beteiligt werden, bleibt das Unternehmen H&M zukunftsfähig. Und nicht dadurch, dass wir durch Kündigungen aus dem Unternehmen gedrängt werden.


WARUM IST DEINE ÖFFENTLICHE UNTERSTÜTZUNG SO WICHTIG?

Wenn auch du nicht damit einverstanden bist, wie H&M mit uns Beschäftigten umgeht, nachdem wir das Unternehmen mit aufgebaut und groß gemacht haben, dann unterstütze uns öffentlich mit dem folgenden Brief an Deutschlandchef Thorsten Mindermann. Mit deiner Unterschrift zeigst du:

Ich erwarte, dass H&M sein öffentliches Versprechen zu konstruktiven Arbeitsbeziehungen einhält und umgehend in Verhandlungen mit ver.di über einen Digitalisierungstarifvertrag eintritt.


DIE ONLINE-PETITION FINDET IHR HIER

https://www.openpetition.de/petition/online/hm-muss-sein-oeffentliches-versprechen-zu-konstruktiven-arbeitsbeziehungen-einhalten 



Zur weiteren Information bitte hier klicken:

Bei H&M drohen hunderte Entlassungen - Digitalisierung: ver.di fordert Tarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten 

https://handel.verdi.de/unternehmen/g-i/hennes-mauritz/++co++cb4427c8-2b2e-11eb-8e29-001a4a160100 

 

Gute Arbeit mit Zukunft – auch für Frauen! Resolution des ver.di-Bundesfachbereichsfrauenvorstands zur For- derung der Beschäftigten von H&M nach einem Digi- talisierungstarifvertrag vom 11.11.2020 

https://handel.verdi.de/unternehmen/g-i/hennes-mauritz/++co++cda6da6a-28cc-11eb-a0b9-001a4a160129 

 

Offener Brief der Bundestarifkommission an H&M Deutschland vom 16.09.2020: ver.di fordert Rückmeldung ein zu Verhandlungen über Digitalisierungstarifvertrag 

https://handel.verdi.de/unternehmen/g-i/hennes-mauritz/++co++40ff512e-fc02-11ea-b031-001a4a160119


Weitere Informationen erhältst du regelmäßig unter:

 · https://handel.verdi.de/unternehmen/g-i/hennes-mauritz   · http://verdi-hm.blogspot.com/  

 · https://www.facebook.com/verdibeihm/



Sehr geehrter Herr Mindermann,

am 20.11.2020 hat das von Ihnen geführte Unternehmen gegenüber der Presse erklärt, dass Sie beabsichtigen, einen umfassenden Personalabbau in H&M-Filialen und weitere Filialschließungen vorzunehmen. Das alles mit der Begründung, H&M müsse wettbewerbsfähig bleiben in dem tiefgreifenden Wandel des Einzelhandels, der durch Digitalisierung und das veränderte Kaufverhalten von Kund*innen begründet ist. Ihre Pläne betreffen ins- besondere Frauen, da die Beschäftigung im Einzelhandel immer noch weiblich dominiert ist.

Sie haben Ihren Beschäftigten versprochen, mit ihnen in fairer Partnerschaft zu arbeiten und konstruktive Arbeits- beziehungen mit ihnen und ihren Gewerkschaften zu führen. Stattdessen bescheren Sie Ihre Beschäftigten und deren Familien kurz vor Weihnachten mit Jobverlust und Existenzangst!

Die ver.di-Bundestarifkommission H&M hat Sie aufgefor- dert, Ihren Worten Taten folgen zu lassen. Sie möchte mit Ihnen über einen Tarifvertrag zur Gestaltung eines tragfähigen Zukunftskonzeptes, für nachhaltige Beschäf- tigungssicherung und für gute, gesundheitsförderliche Arbeit verhandeln.

Ich fordere Sie heute auf: Halten Sie Ihre Versprechen, die Sie Ihren Beschäftigten gegeben haben, ein! Nehmen Sie von Ihrer Blockadehaltung Abstand und verhandeln Sie einen Digitalisierungstarifvertrag mit ver.di! Heute dringender denn je.
Massenentlassungen sind keine Antwort auf die Heraus- forderungen unserer Zeit! Zukunftsfähig werden Sie nur MIT Ihren Beschäftigten, nicht OHNE sie. Übernehmen Sie Verantwortung! Das neue Jahr 2021 muss bei H&M Gute Arbeit mit Zukunft bringen!

Mit freundlichen Grüßen


Freitag, 20. November 2020

Digitalisierung: Bei H&M drohen hunderte Entlassungen - ver.di fordert Tarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten



Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert von der Modekette Hennes & Mauritz (H&M) einen Digitalisierungstarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten. "Wir wollen, dass die Beschäftigten in Zukunftskonzepte eingebunden werden, anstatt sie aus dem Unternehmen hinaus zu drängen. Wir wollen tarifvertraglich garantierte Beschäftigungssicherung für eine gute Arbeit mit Zukunft", betont Orhan Akman, der bei ver.di den Bereich Einzel- und Versandhandel leitet. Es müsse Schluss damit sein, dass H&M unter der Leitung des aktuellen Managements die Digitalisierung gegen die eigenen Beschäftigten richte.

H&M verweigert sich bisher der Forderung nach einem Digitalisierungstarifvertrag: In einer aktuellen Sonderausgabe des unternehmenseigenen Mitteilungsblattes "Weekly News" teilt die Geschäftsleitung den "lieben Kolleginnen und Kollegen" sogar mit, "dass wir uns für einzelne Kolleginnen und Kollegen nach internen Lösungen umsehen müssen und, wo dies nicht möglich ist, in die Trennung gehen". Das Management begründet den Personalabbau damit, Kosten senken zu wollen, während gleichzeitig massiv in die Digitalisierung investiert werden solle. Betroffen sind dem Vernehmen nach rund 600 Menschen. "Damit sollen die Beschäftigten die Zeche dafür zahlen, dass H&M jahrelang die Verknüpfung von Ladengeschäften und Onlinehandel verschlafen hat", kritisiert Akman. Für Managementfehler hafte die Geschäftsführung. Es sei höchste Zeit, dass sie jetzt ihren Hut nehme. 

Der jetzt angekündigte Stellenabbau ist nur der bisherige Höhepunkt einer schon länger laufenden Welle von Filialschließungen. Seit Dezember 2017 waren bei H&M 46 Filialen mit 1.338 Beschäftigten von Schließungen betroffen. Auch das Lager in Großostheim mit 344 Kolleginnen und Kollegen wurde dichtgemacht. In drei Filialen in Stuttgart, Frankfurt und Berlin gab es sogenannte "Freiwilligenprogramme" zum Personalabbau.

Samstag, 14. November 2020

H&M GBA Info: Zum Statement des AG „Räteversammlung 2020“







 



Liebe Kolleg*innen,

die so genannte „Info“ des Labour Relations-Teams mit dem Titel „Räteversammlung 2020: Eine neue Zeit ist angebrochen“ enthält so viele Behauptungen, die die Realität verzerren, dass wir uns genötigt sehen, abermals für Aufklärung zu sorgen.

Falls noch nicht bekannt, hier erneut der Versuch einer kleinen geschichtlichen Einordnung der Forderung nach einem Digitalisierungstarifvertrag (nicht vollständig, nur ein kurzer Abriss, um eure Geduld nicht zu strapazieren):

- Seit der Bekanntgabe des Beginns der ersten Schließungswelle 2017 fordert der GBR den Arbeitgeber zu der „Übernahme sozialer Verantwortung“ auf (insbesondere bezogen auf die Übernahme von Kolleg*innen aus den betroffenen Filialen).

- Der GBR versucht abzuwenden, dass jede Filiale von H&M für sich „abgewickelt“ wird und erklärt sich für Verhandlungen eines deutschlandweiten Interessenausgleichs und Sozialplans für Schließungsfilialen zuständig, kam allerdings in der Einigungsstelle nicht weiter, weil H&M behauptet, es gäbe kein einheitliches unternehmerisches Konzept.

- Das Versagen von H&M bei der Übernahme von sozialer Verantwortung wird immer deutlicher, nicht zuletzt in der Weigerung, die Kolleg*innen aus Schließungsfilialen bevorzugt zu behandeln und sie bei freien Jobs in andere, unter anderem auch neu zu eröffnende, Filialen in der Nähe der Schließungsfilialen, zu übernehmen.

- Im Januar 2019 wird deshalb die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag mit ver.di zur Beschäftigungssicherung durch den GBR erstmals formuliert.

- Im Rahmen des Projekts „ver.di verbindet“ erkennt der GBR, dass die Forderung nicht nur Beschäftigungssicherung enthalten muss. Es entsteht somit die Forderung nach einem „Digitalisierungstarifvertrag“.

- Im Januar 2020 fordert ver.di im Rahmen eines Spitzengesprächs H&M offiziell zu Verhandlungen über einen Digitalisierungs- tarifvertrag auf.

- Im Februar 2020 legt H&M dem GBR den „Digitalpakt“ vor und behauptet, in diesem wäre alles enthalten, was den Umsatz sichert. H&M will einzig und allein darüber und auch nur mit dem GBR verhandeln ( „Digitalpakt“: Kerninhalt ist die faktische Abschaffung und Aufweichung der Mitbestimmung des GBR im Rahmen der Einführung technischer Systeme).

Was für Verhandlungen hat der GBR abgebrochen?

Er hat Verhandlungen zu einer Rahmenvereinbarung abgebrochen, die ihm sämtliche Mitbestimmung zur Einführung technischer Systeme nehmen will. Das ist die einzige Antwort, die H&M auf unsere Forderung nach der Übernahme sozialer Verantwortung für uns hat.

Und auch an dieser Stelle erneut: Der GBR steht nicht für den Ausverkauf von Mitbestimmungsrechten zur Verfügung! Die bisher gesammelten Erfahrungen zeigen, dass Mitbestimmung vielmehr erweitert werden muss! Denn leider führt H&M zu der Frage der Beschäftigungssicherung in der Endlosschleife nur Folgendes an:

„Soziale Verantwortung übernehmen wir, indem Umsatz generiert wird und der führt zu Beschäftigungssicherung“.

Sozial ist aber nicht, was Arbeit schafft! Sozial ist, was gute Arbeit mit Zukunft schafft! Deshalb fragen wir uns, welche Art von Beschäftigung H&M genau „sichern“ will, wenn der Umsatz der EINZIGE zu setzende Rahmen ist?

Da hilft vielleicht ein Blick in die gar nicht so ferne Vergangenheit, als es so etwas wie Gewerkschaften, Tarifverträge und Gesetze zum Schutz der Interessen der Beschäftigten und ihrer Mitbestimmung nicht gegeben hat, und die Arbeitgeber ihr gesamtes Streben auf die Erreichung von Umsatz fokussieren konnten.

Verbildlicht sah das ungefähr so aus: (Bild "Die guten, alten Zeiten")

Wollen wir da wieder hin? Nein. Das wollen wir nicht!

Bemühungen in progressiven Parteien sehen im Zuge der Digitalisierung die Notwendigkeit der Erweiterung der Mitbestimmung, nicht ihre Aufweichung. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Digitalisierung als eine grundlegendende Betriebsänderung zu verstehen. Der GBR befindet sich diesbezüglich gerade in einer Einigungsstelle.

Arbeitnehmerinteressen müssen geschützt werden. Auch und gerade in solchen Umbruchzeiten wie dem Zeitalter der Digitalisierung. Und genau das soll mittels eines Digitalisierungstarifvertrags erreicht werden.

H&M will nun diese für uns Arbeitnehmer*innen bei H&M so wichtigen Verhandlungen auf den HDE, den Arbeitgeberverband, abschieben. H&M behauptet, dass dadurch für die gesamte Branche „Standards“ entwickelt werden sollen.

Nur muss H&M dann auch sagen, wofür dieser HDE steht. Für soziale Standards in der Branche? Leider Nein!

Der HDE hat mehrere Versuche von ver.di, für die Branche soziale Standards zu schaffen (z.B. einen Branchenmindestlohn zu tarifieren, bevor der gesetzliche Mindestlohn kam), abgelehnt. Auch bei der Frage zu einem Tarifvertrag für Gute & Gesunde Arbeit haben die regionalen Verbände des HDE (in Bayern und NRW) das Vorhaben blockiert, nachdem sehr lange und intensiv dazu mit ver.di verhandelt wurde. Der HDE befördert nach wie vor Tarifflucht mit den oT*-Mitgliedschaften, zuletzt durch die Aufnahme von Amazon als oT*-Mitglied im HDE im Januar dieses Jahres. Zudem greift der HDE mit allen Mitteln den arbeitsfreien Sonntag an. Er blockiert vehement die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. Und last but not least: In der Corona-Krise stach der HDE mit einer kompromisslosen Haltung beim Thema Kurzarbeitergeld hervor - eine deutschlandweite Aufstockung des Kurzarbeitergeldes mit Hilfe eines für allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrags zur Kurzarbeit war mit diesem HDE nicht möglich!

Mit einem solchen Arbeitgeberverband ist es für uns nur schwer vorstellbar, soziale Standards für eine Digitalisierung zu setzen. Deshalb setzen wir auf direkte Verhandlungen zwischen H&M und ver.di!

Ein Digitalisierungstarifvertrag für unser Unternehmen muss her! Und zwar schnell.

Wir wollen euch heute nicht überstrapazieren, des- halb werden wir den „Vorwurf der Verzögerungen“ an anderer Stelle für euch näher beleuchten. Denn auch hier gibt es „Aufklärungsbedarf“...

Stay tuned... Euer GBA
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Donnerstag, 5. November 2020

H&M: Gesetzliche Mitbestimmung = „Geschäftsschädigung“?

 

Ein Betriebsrat soll seines Amtes enthoben werden, weil er seine Mitbestimmung wahrnehmen wollte?

Shame on you, H&M!

Schon mal was von betrieblicher Demokratie gehört? Oder um es mal mit den Worten unseres ver.di-Vorsitzenden Frank Warneke zu sagen: „Mitbestimmung gibt es nicht zum Nulltarif.“

Das gilt auch für dich, H&M! Solidarität mit dem BR H&M Düren!

 















 

Liebe Kolleg*innen,


dass H&M über Jahrzehnte ein, gelinde gesagt, schwieriges Verhältnis zur Mitbestimmung und aktiven AN Interessenvertretern hat, ist hinreichend bekannt. Auch, dass H&M Mitbestimmung und die Wahrnehmung dieser für geschäftsschädigend hält, müssen wir immer wieder erfahren.

In den Betrieben werden Wahlvorstände mit Sätzen wie: „Wenn hier ein BR gegründet wird, muss die Filiale schließen, weil sie dann nicht mehr wirtschaftlich ist.“ konfrontiert und eingeschüchtert. Betriebsräte müssen sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, sie würden, wenn sie ihre Mitbestimmung wahrnehmen, Kosten verursachen und Jobs gefährden.

Erst heute, in dem Bericht des Arbeitgebers zur Betriebsräteversammlung 2020, wurde auch dem Gesamtbetriebsrat gegenüber zum wiederholten Male dieser „Vorwurf“ gemacht: Durch das Scheitern der Verhandlungen zu einem Digitalpakt, der die Aufweichung und Abschaffung der Mitbestimmung im Rahmen von IT-Einführungen beabsichtigte, habe sich der GBR „businesskritisch“ verhalten. An der Mitbestimmung festzuhalten und sich diese nicht nehmen zu lassen, schadet, laut H&M, somit dem Geschäft.

Über all das täuschen auch noch so salbungsvolle, offizielle Worte von Betriebsräteversammlungen wie „Wir bekennen uns uneingeschränkt zur Mitbestimmung“ nicht. Im Gegenteil, sie wirken realitätsfern, manipulativ und verzerrend.

Was heißt es wenn ein Arbeitgeber so agiert? Was heißt es, wenn ein Arbeitgeber sagt „Die Schleife der Mitbestimmung können wir uns nicht mehr leisten“?

Das ist nichts anderes als UNION BUSTING. Und leider haben wir bei H&M eine lange, lange Tradition des Union Bustings...

Aktuell findet diese einen weiteren traurigen Höhepunkt: Den Versuch der Amtsenthebung des Betriebsratsgremiums 293 Düren.

Was hat der Betriebsrat „verbrochen“, dass unser Arbeitgeber meint, es lege ihm gegenüber eine „grobe Pflichtverletzung“ vor, die eine Auflösung des Gremiums rechtfertigt? Er hat genau das gemacht, was das Gesetz vorsieht: Seine Mitbestimmung wahrgenommen! In diesem Fall im Rahmen der Verhandlungen zur „Betriebsvereinbarung Kurzarbeitergeld“.
Er hat sich geweigert, seinen gesetzlichen Auftrag einfach abzugeben und wollte eigenständige Verhandlungen führen!

In diesem Zusammenhang drängt sich eine weitere Frage auf.
Jetzt, wo zusätzliche Maßnahmen im Rahmen der Pandemiebekämpfung auch den Einzelhandel treffen, und nicht auszuschließen ist, dass erneut Kurzarbeit auf uns zukommt:
Soll hier etwa ein Exempel statuiert werden, wenn ein BR, der sich mit aller Kraft für die Wahrung seiner Mitbestimmung in dieser Frage eingesetzt hat, genau deshalb mit einem Amtsenthebungsverfahren konfrontiert wird?

Uns als Gesamtbetriebsrat trifft dieses Vorgehen von H&M auch deshalb so stark, da wir, obwohl nicht originär zuständig, im Rahmen der Verhandlungen zur Kurzarbeit für Betriebsräte tätig waren, die uns legitimiert hatten. Und nun wird der GBR für ein Verfahren instrumentalisiert, in dem man sich eines Betriebsratsgremiums entledigen will, das im Rahmen seiner Mitbestimmung selbst tätig werden wollte.

Wir lassen uns nicht instrumentalisieren! Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren! Wir stehen zusammen, FÜR Mitbestimmung! FÜR den BR 293 Düren!

Und wir erinnern uns an einen anderen Versuch H&Ms, sich eines aktiven Betriebsratsgremiums zu entledigen:
Das 2011 von H&M angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen den BR der Filiale 680 Berlin.

Ein BR, der sich ganz besonders im Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes hervorgetan hat und genau deshalb auf die „Abschussliste“ kam.

Wir gehen fest davon aus, dass der Ausgang dieses Verfahrens kein anderer als damals sein wird. H&M wurde am 16.08.2011 vom Gericht angehalten, seine Anträge auf Amtsenthebung zurückzuziehen. Und der vorsitzende Richter C.P. Morof ließ in diesem Zusammenhang den legendären Satz verlauten: „Ohne Betriebsrat kommen wir nicht in den Himmel.“

Es wird Zeit, dass H&M diesen Satz versteht. Ohne Mitbestimmung geht es nicht. Und wir werden sie uns niemals nehmen lassen.

Für betriebliche Mitbestimmung! Für den BR 293 Düren!

Euer GBA



Montag, 21. September 2020

OFFENER BRIEF an H&M Deutschland-Chef Thorsten Mindermann von der ver.di-Bundestarifkommission H&M

 





Hallo Thorsten,

am 21. Juli 2020 haben dich unser ver.di-Bundesfachgruppenleiter und unser Unternehmensbetreuer angeschrieben und dir mitgeteilt, dass die ver.di-Bundestarifkommission von H&M am 15. Juli 2020 beschlossen hat, die H&M Hennes & Mauritz B.V. & Co. KG zu Tarifverhandlungen über den Abschluss eines Digitalisierungstarifvertrages aufzufordern.

In diesem Schreiben wurde dir mitgeteilt, dass wir gerne unsere Tarifforderungen mündlich und detaillierter in einer ersten Verhandlungsrunde erläutern können. Für zeitnahe Tarifverhandlungen haben wir dir den Zeitraum ab dem 21. September 2020 und als Ort die Räumlichkeiten der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin vorgeschlagen.

Für deine Rückmeldung samt Terminvorschlägen hatten wir uns den 03. August 2020 vorgemerkt. Für etwaige Klärungen bzw. Fragen im Vorfeld haben sich sowohl unser Bundesfachgruppenleiter als auch unser Unternehmensbetreuer zur Verfügung gestellt.

Bis heute gibt es keine Rückmeldung von dir.

Als ver.di-Bundestarifkommission von H&M haben wir uns in unserer Sitzung vom 15.-16. September 2020 entschlossen, dir einen offenen Brief zu schreiben, um unsere Tarifforderungen auf diesem Wege zu skizzieren und um Transparenz herzustellen.


Wir fordern einen Digitalisierungstarifvertrag, der aus drei Bestandteilen besteht:

• Tarifvertrag Beteiligung am Zukunftskonzept von H&M: Einbeziehung der Beschäftigten bei der Einführung von technischen Systemen und bei der Digitalisierung von Arbeitsabläufen sowie Beteiligung der Beschäftigten an Konzeption und Evaluation der Umstrukturierung von H&M.

• Sozialtarifvertrag und Rationalisierungsschutzabkommen: Schutz der Beschäftigten vor den Folgen technischer und organisatorischer Neuerungen sowie Beteiligung der Beschäftigten für nachhaltige Beschäftigungssicherung.

• Tarifvertrag gute und gesunde Arbeit bis zur Rente: Beteiligung der Beschäftigten an einem ständigen Prozess der Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Zusammenhang mit der Einführung von technischen Systemen und mit der Digitalisierung von Arbeitsabläufen.


In der Textilwirtschaft Nr. 17/2020 hast du vor dem Hintergrund der Corona-Situation verlauten lassen: „Neue Arbeitsweisen oder Prozesse lernen, andere
Technologien nutzen - all das passiert gerade und ist ein Innovationsbeschleuniger.“

Als Deutschlandchef von H&M solltest du wissen, dass solch tiefgreifende Änderungsprozesse nur gemeinsam mit den Beschäftigten erfolgreich bewältigt werden können. Indem du einen Digitalisierungstarifvertrag verweigerst, schadest du deshalb nicht nur den Beschäftigten, sondern auch dem Unternehmen, dessen Wohl du als Geschäftsführer verpflichtet bist.

Wir fordern dich deshalb erneut auf, in Verhandlungen zu einem Digitalisierungstarifvertrag zu treten und endlich auf das ver.di-Schreiben vom 21. Juli 2020 bis Ende September zu antworten.

ver.di-Bundestarifkommission von H&M, 16. September 2020

 

Freitag, 18. September 2020

H&M: Große Vorsätze - wenig umgesetzt

 




Die Geschäftsleitung von H&M berichtet in den aktuellen Weekly News über H&Ms Rolle als sozialverantwortlicher Einkäufer. H&M formuliert ein hohes Ziel: das Unternehmen will zu 100% fair und gleichberechtigt werden. Dazu will H&M Verantwortung für die 1,6 Millionen Textilarbeiter*innen übernehmen, die bei den Zulieferern für H&M produzieren. Der eigene Verhaltenskodex wird als Instrument vorgestellt, um das umzusetzen. Leider beschreiben die Weekly News nicht, was der Kodex vorsieht. Der Kodex ist im Internet leicht einsehbar: er sieht unter anderem vor, dass Gewerkschaftsrechte geachtet und Arbeitsgesetze eingehalten werden sollen.

Was passiert in Südasien?

Das Verhalten von H&M im Arbeitskampf bei dem H&M-Zulieferer Gokaldas Exports ECC-2 zeigt leider: H&M nimmt sich viel vor, schafft aber wenig. Über 1.200 Beschäftigte wurden dort Anfang Juni widerrechtlich gekündigt und die Fabrik illegal geschlossen. Die überwiegende Mehrheit der Arbeiter*innen war gewerkschaftlich organisiert. Seitdem kämpfen die Beschäftigten um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes, gegen die illegale Fabrikschließung und die Zerschlagung ihrer Fabrikgewerkschaft. H&M weiß davon Bescheid: unsere Kolleg*innen von der Gewerkschaft GATWU und NTUI vor Ort führen seit Wochen Verhandlungen mit H&M. ver.di sowie der Gesamtbetriebsrat haben mehrmals H&M auf die Arbeits- und Gewerkschaftsrechtsverletzungen im Konflikt sowie auf die illegale Fabrikschließung aufmerksam gemacht. Der Zulieferer produzierte zuletzt ausschließlich für H&M.

H&M rühmt sich in den Weekly News damit, mit Fabrikbesitzer*innen, Textilarbeiter*innen, Regierungen, Gewerkschaften und NGOs zusammenzuarbeiten. Wie diese Zusammenarbeit aussieht, zeigt sich auch in dem Arbeitskampf: H&M hat hinter dem Rücken der Gewerkschaft, einige ehemalige Mitarbeiter*innen von Gokaldas Exports ECC-2 befragt. Sie wollten die Arbeiter*innen dazu drängen zu sagen, es sei alles in Ordnung. Dies plante H&M dann in Verhandlungen gegen unsere Kolleg*innen zu nutzen. Der Schuss ging zum Glück nach hinten los: die Arbeiter*innen haben die Vertreter*innen von H&M weg geschickt und ihnen gesagt, anstatt sie so unter Druck zu setzen, sollte H&M endlich Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Fabrik wieder eröffnet wird.

In den Verhandlungen zeigt sich H&M keineswegs dazu bereit, das Management des Unternehmens ernsthaft auf die Einhaltung der Arbeitsrechte und des Verhaltenskodex zu verpflichten, wie H&M es in den Weekly News behauptet. Das Gleiche gilt für das globale Rahmenabkommen, das H&M mit dem Gewerkschaftsverband IndustriAll abgeschlossen hat. Darin verpflichtet sich H&M ebenfalls dazu, Verantwortung für die Einhaltung von Gewerkschafts- und Arbeitsrechten und fairen Arbeitsbedingungen zu übernehmen. Umsetzung? Fehlanzeige!

Taten statt Worte!

Was sind H&Ms Versprechungen wert, wenn es das Unternehmen nicht schafft, in diesem Arbeitskampf Druck auszuüben, damit die Rechte der Beschäftigten geschützt werden? Schlimmer noch: H&M versucht den Arbeitskampf sogar zu schwächen, indem sie an der Gewerkschaft vorbei handeln und versuchen, den Zusammenhalt der Arbeiter*innen zu untergraben. H&M ignoriert sein eigenes globales Rahmenabkommen. Anstatt dieses falsche Spiel weiterzutreiben, muss H&M endlich Verantwortung übernehmen: Stop Union Busting and Reopen ECC-2 now!

Mittwoch, 16. September 2020

Die Verantwortung von H&M im Arbeitskampf bei Gokaldas Exports, Srirangapatna, Karnataka, Indien




 

Seit Anfang Juni kämpfen die Gewerkschaft GATWU und die Beschäftigten des H&M-Zulieferers Gokaldas Exports um ihren Arbeitsplatz, gegen die Schließung des Standorts und gegen die unrechtmäßige Kündigung von 1200 Arbeiter*innen. GATWU und der Gewerkschaftsdachverband NTUI haben diese Stellungnahme mit Forderungen an H&M verschickt. 

 

„Als großes globales Unternehmen tragen wir Verantwortung für alle unsere 177.000 Beschäftigten - aber auch für die 1,6 Millionen Textilarbeiter, die von unseren Lieferanten beschäftigt werden. Wir wollen, dass jeder mit Respekt be- handelt wird und in einer sicheren und gesunden Umgebung arbeitet.“

[Quelle: https://hmgroup.com/sustainability/ fair-and-equal.html, eigene Übersetzung] 

 

In der Fabrik ECC-2 von Gokaldas Exports Limited (GE) wird seit über sechs Jahren ausschließlich für H&M produziert. Die Fabrik ist seit dem 6. Juni 2020 Schauplatz systematischer Verletzungen von Arbeitnehmer*innenrechten. GE hat 20 Fabriken in Karnataka, darunter vier H&M Zulieferer. ECC 2 ist das einzige GE-Werk mit einer Gewerkschaft.

Zu den Verletzungen von Arbeitnehmer*innenrechten der letzten Wochen zählen Verstöße gegen das Recht auf Vereinigungsfreiheit, gegen das Rechts auf Tarifverhandlungen sowie Schikanierung, Belästigung und Einschüchterung von Gewerkschaftsmitgliedern, illegale Entlassungen und die illegale Schließung der Fabrik.

Dadurch wurden fast 1200 Arbeiter*innen arbeitslos. Der Monatslohn lag bei 8666 Rs., umgerechnet etwa 100 €. Die Kündigungen rauben den Arbeiter*innen und ihren Familien die Existenzgrundlage. GE ist der größte Arbeitgeber vor Ort, sodass die Werksschließung zu einer Verödung der Region führen wird.

Das Management von Gokaldas Exports verletzte systematisch das indische Arbeitsrecht sowie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Dies geschah unter voller Kenntnis und unter Duldung von H&M. Dies bedeutet eine Verletzung des freiwilligen Verhaltenskodex von H&M, der Selbstverpflichtungen aus dem ILO-Aufruf Global Call to Action, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzumildern und des Globalen Rahmenabkommens (GFA) von H&M mit IndustriAll Global Union.

H&M behauptet, dass das Unternehmen alle seine Aufträge und Zahlungen an GE geleistet hat. GE versteckt sich hinter Verschwiegenheitsklauseln und vertraglichen Verpflichtungen. H&M erkennt die massiven Arbeitsrechtsverstöße von GE zwar an. Als Folge plant H&M aber die Bestellungen bei GE über den Zeitraum der nächsten achtzehn Monaten zurückzufahren. Wir kritisieren das auf Schärfste. Weniger Aufträgen gefährden nur den Lebensunterhalt und die Arbeitsplätze der Arbeiter*innen.

Dies läuft auf eine kollektive Bestrafung der Arbeiter*innen hinaus, die sich für ihre Arbeitsrechte einsetzen und stärkt lediglich die Macht, die multinationale Unternehmen entlang der Lieferkette haben. Verantwortung für die eigene Lieferkette bedeutet, dass die Unternehmen Bestellungen, Preise und Zahlungspläne sicherstellen müssen, die nicht zum Nachteil für das Herstellungsland und die Arbeiter*innen vor Ort sind. H&M muss nachweislich Verantwortung für die eigene Lieferkette übernehmen.

In der globalen Bekleidungsindustrie produzieren die Hersteller im globalen Süden für Einkäuferunternehmen im globalen Norden. Dabei handelt es sich um Einzelhandelsunternehmen. Diese haben in der Regel im Globalen Norden ihren Hauptsitz und verkaufen dort auch den Großteil der Waren. Die Hersteller werden verpflichtet, die Arbeitnehmer*innenrechten zu gewährleisten, ob wohl doch die Hauptverantwortung für die Verletzung von Arbeitsrechten beim Einkäuferunternehmen liegt. Als alleiniger Einkäufer von ECC-2 liegt die Hauptverantwortung für die Beilegung des Streits und die Behebung der Verstöße bei H&M. Alle weiteren Einkäuferunternehmen, die von GE beziehen - wie Adidas, Bestseller, C&A, Columbia Sportswear, Gap, Puma und Reebok - müssen auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass sie geschwiegen haben, als die Arbeitsrechte in ihrer Lieferkette verletzt wurden. 

 

Hier die Fakten zum Arbeitskampf 

30. Mai 2020: GE begann über Nacht mit dem Abbau der Maschinen. GE informierte weder die Beschäftigten noch ihre Gewerkschaft GATWU darüber. Die ist nach indischem Recht ein Verstoß gegen das Arbeitsgesetz und das Recht auf Tarifverhandlungen. 

31. Mai 2020: GATWU, eine Mitgliedsorganisation von IndustriAll, informierte H&M über den Arbeitskampf. Dazu wurde das National Monitoring Committee (NMC) kontaktiert, das unter dem GFA zwischen IndustriAll und H&M eingerichtet wurde.

6. Juni 2020: GE erklärte die Entlassung aller Beschäftigten, ohne sich an das ordnungsgemäße Verfahren nach dem indischen Arbeitsrecht zu halten. Dies ist eine Verletzung des Rechts auf Vereinigungsfreiheit. GATWU informierte das NMC von H&M darüber. 

Die Arbeiter begannen ihren Protest vor der Fabrik.

Die Manager von GE schüchterten die protestierenden Arbeiter*innen ein. Sie sagten, eine Klage habe keinen Erfolg und sie forderten die Arbeiter*innen auf, ihren Protest einzustellen. Diese Aktionen von GE laufen auf eine Verlet- zung des Rechts auf Vereinigungsfreiheit hinaus. H&M wurde von diesen Einschüchterungsversuchen informiert. Videomaterial dazu wurde H&M von GATWU zur Verfügung gestellt.

8. Juli 2020: Die erste NMC-Sitzung fand statt, bei der sich die GE-Manager zunächst weigerten, die gesetzlich vorgeschriebenen Entschädigungen zu zahlen. H&M sagte, dass sie lediglich die Rolle eines Vermittlers einnehmen.

8. Juli 2020: GE zahlte die Entschädigungen. GE schickte dann aber eine Armee von Managern und Vorarbeitern in die Arbeiterdörfer, um die Arbeiter*innen zur Aufgabe zu bewegen. Die Vertreter des Unternehmens gingen zu den Arbeiter*innen nach Hause und versuchten sie dazu zu bringen, ihre Klage zurückzuziehen. Dabei nutzten sie aus, dass die Arbeiter*innen in ihrer Mehrheit Frauen und Angehörige historisch benachteiligter Kasten sind. Diese Aktionen von GE stellen einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Arbeitsrecht dar. Videomaterial von diesen Aktionen von GE wurde ebenfalls an H&M über- geben.

31. Juli 2020: Anhaltende und wiederholte Bemühungen von IndustriALL führten schließlich zu einer Einigung auf eine NMC-Sitzung am 6. August 2020.

1. August 2020: GE lud GATWU zu einem Treffen am 4. August 2020 ein, um Zitat „die aktuellen Entwicklungen bei ECC-2 und die nächsten Schritte/ Lösungen zu erkunden“.

4. August 2020: Bei dem Treffen zwischen GE und GATWU behauptete GE, es gebe keinen Streit da alle Beschäftigten „gekündigt“ hatten, während GATWU auf die Wiedereröffnung von ECC-2 drängte.

6. August 2020: im Protokoll der August-Sitzung zwischen GATWU und GE gab GE zu: „Während wir nicht in der Lage waren, Ihre Forderung nach einer Wiedereröffnung des Standorts zu erfüllen, werden wir uns doch weiterhin engagieren und Wege finden, um eine gütliche Einigung in dieser Angelegenheit zu erzielen“.

6. August 2020: Auf dem NMC-Treffen wurde angesichts der zahlreichen Rechtsverstöße von GE vereinbart, dass Verhandlungen über die Wiedereröffnung von ECC-2 begonnen werden sollen. Dies sollte mit Unterstützung von H&M und IndustriAll geschehen.

12. August 2020: Auf dem NMC-Treffen brachten weder H&M noch GE einen Vorschlag zur Verhandlung ein, noch haben sie einen Vorschlag unterbreitet, wie der Standort wiedereröffnet werden kann. Damit haben H&M und GE gegen ihre Vereinbarung von der Sitzung des NMC am 6. August verstoßen. Abgesehen von der Behauptung, die Bestellungen zurückzufahren, hatte H&M nichts zu sagen. Damit machen sie sich direkt mit- schuldig an der illegalen Schließung von ECC-2 und den Massenentlas-sungen. 

H&M ist der Ansicht, dass es seine Lieferanten nicht anweisen kann, bestimmte Standorte zu erhalten. Dies mag zwar sachlich richtig sein, aber angesichts der massiven Arbeitsrechtsverletzungen und dem Ausmaß der Entlassungen, musst H&M in Übereinstimmung mit dem eigenen Verhaltenskodex und dem GFA mit IndustriAll Verantwortung für die Arbeiternehmer*innen in der Lieferkette übernehmen. H&M muss Gewerkschaftsrechte respektieren.

Zwei Monate und zweiundzwanzig Tage nach der illegalen Entlassung ist H&M noch nicht tätig geworden. Daher fordern wir, dass H&M Folgendes gewährleistet 

 

Daher fordern wir, dass H&M folgendes gewährleistet

1. Beilegung des Streits mit Gokaldas Exports über Zahlungsfristen, Bestellungen und Preise, sodass GE in der Lage ist, ECC2 spätestens am 15. September wieder zu eröffnen.

2. Verpflichtung zu künftigen Bestellungen für ECC2 für mindestens drei Jahre, um sicherzustellen, dass der Standort auf dem gegenwärtigen Beschäftigungsniveau lebensfähig ist.

3. GATWU ist als einziger Verhandlungspartner bei ECC2 anerkannt.

4. Zahlung der Lohnkosten der unrechtmäßig entlassenen Arbeitnehmer für die gesamte Dauer der des Corona- Lockdowns und des Arbeitskampfes. Zahlung einer Entschädigung in Höhe von drei Monatsgehältern an die Arbeiter*innen, die unter Zwang zur Kündigung genötigt wurden.

5. dass H&M im Einklang mit dem globalen Aktionsaufruf der ILO handelt, ihren eigenen Verhaltenskodex umsetzen und das mit IndustriALL vereinbarte GFA achten.

 

 

 

Dienstag, 8. September 2020

Wir fordern von H&M: Stop Union Busting und ReOpen ECC-II now!


 

Dieses Video zeigt: H&M ist unmittelbar an union busting und Arbeitsrechsverletzungen in der Lieferkette beteiligt! H&M befragt im Geheimen Arbeiter*innen, die früher in der Fabrik ECC-II von Gokaldas Exports gearbeitet haben. Das Ziel: die Kolleg*innen einschüchtern, damit sie nicht länger ihren alten Arbeitsplatz zurück fordern. Dies ist ein inakzeptables Verhalten in dem Arbeitskampf beim H&M-Zulieferer gegen die Schließung des Standorts. Wir fordern von H&M: Stop Union Busting und ReOpen ECC-II now! 

Freitag, 14. August 2020

Und H&M bewegt sich doch! Internationale Solidarität und lokaler Arbeitskampf setzen Einzelhändler unter Druck



Seit Anfang Juni dauert der Kampf der 1.200 Beschäftigten von Gokaldas Exports im südindischen Srirangapatna um ihre Arbeitsplätze und gegen die Zerschlagung ihrer Fabrikgewerkschaft an. Der Arbeitskampf hat Symbolcharakter: Hersteller in ganz Südasien nutzen die Corona- Pandemie, um gewerkschaftlich organisierte Standorte zu schließen. Erzielen Gewerkschaft und Beschäftigte hier einen Erfolg, ermutigt dies andere Beschäftigte und weist die Unternehmen in die Schranken. 


Trotz Kündigungen kein Grund zum Pessimismus

Auf den ersten Blick sieht es in dem Arbeitskampf aktuell nicht gut aus: die meisten der 1.200 Beschäftigten haben mittlerweile zähneknirschend die Kündigung akzeptiert und Abfindungen angenommen. Da die Löhne niedrig und die Frauen oftmals die Hauptverdienerinnen in ihren Familien sind, war der Druck auf sie sehr groß. Zudem schickte das Management von Gokaldas Exports Handlanger zu den Arbeiter*innen nach Hause, um sie zum Unterschreiben der Kündi- gung zu nötigen. Entsprechende Szenen zeigt das Video hinter dem QR-Code.

Die Arbeiter*innen und ihre Gewerkschaft GATWU bleiben aber bei ihrem Protest und ihren Forderungen: die Fabrikschließung ist illegal und damit auch die Kündigungen. Daran ändern auch die erzwungenen Unterschriften unter Kündigungen nichts. Die Fabrik muss wiedereröffnen. Eine entsprechende Klage läuft vor der zuständigen Arbeitsbehörde und Arbeiter*innen und Gewerkschaft protestieren weiter.


H&M will nun doch Verhandlungen

Die Hartnäckigkeit der Kolleg*innen vor Ort und der internationale Protest zeigen Wirkung. Aktive Kolleg*innen und der Gesamtbetriebsrat von H&M, der Fachbereich Handel von ver.di, der globale Gewerkschaftsverband IndustriAll sowie weitere Gewerkschaften fordern von H&M ein, Verantwortung für die 1.200 Beschäftigten zu übernehmen und Druck auf das Management von Gokaldas Exports auszuüben. Mit Fotoaktionen, in Protesterklärungen und in Verhandlungen haben die Gewerkschafter*innen H&M mit der Lage vor Ort und den Forderungen der Kolleg*innen konfrontiert. Mit Erfolg: H&M hat anerkannt, dass sie Verhandlungen mit dem Management von Gokaldas Exports und Vertreter*innen der Gewerkschaft GATWU über eine Lösung des Konflikts führen müssen.

Wie diese Verhandlungen ablaufen werden, ist noch unklar und hängt von weiteren Solidaritätskationen und den kämpfenden Arbeiter*innen vor Ort ab. Aber unsere Kolleg*innen von GATWU gehen mit einer klaren Position in die Gespräche: der Standort bleibt und die Arbeiter*innen erhalten ihren Arbeitsplatz zurück.

 
Tryck - die einzige Sprache, die man beim schwedischen Einzelhändler versteht?

Es zeigt sich erneut: H&M reagiert nur auf gewerkschaftlichen Druck und Druck von Beschäftigten und Betriebsräten. Dies erleben die Beschäftigten bei H&M in Deutschland auch aktuell. Anstatt mit ver.di und den Beschäftigten über die Einführung von neuen Technologien und Arbeitsprozessen im Zuge der Digitalisierung zu verhandeln, will H&M die eigene Agenda durchsetzen. Die Interessen der Beschäftigten an guten Arbeitsbedingungen, sinnvoller Arbeit und Arbeitsplatzsicherheit bleiben auf der Strecke. Aber das Beispiel Gokaldas Exports zeigt: betrieblicher Druck - Tryck auf schwedisch - und internationale Solidarität wird in den Unternehmenszentralen von H&M in Hamburg und Stockholm verstanden.

Mittwoch, 5. August 2020

Drohen weitere Betriebsschließungen, noch stärkerer Personalabbau und eine Erweiterung der Arbeit?


H&M lehnt Verhandlungen über einen Digitalisierungstarifvertrag ab


Es ist das immer gleiche Drehbuch: Wen nein Unternehmen im Rahmen einer Umstrukturierung Betriebe schließen, Personal abbauen und Arbeit entwerten will, dann werden Betriebsräte und Gewerkschaften angegriffen, weil sie für Standort- und Beschäftigungssicherung und für qualifizierte Arbeit stehen.

Vor diesem Erfahrungshintergrund muss das aktuelle Vor- gehen von H&M bewertet werden.

Nachdem der Gesamtbetriebsrat am 24. Juni die Geschäfts- führung von H&M aufgefordert hatte, mit ver.di über einen Digitalisierungstarifvertrag zu verhandeln, erfolgte am selben Tag die Ankündigung des Unternehmens, den GBR drastisch verkleinern zu wollen.

Am 31. Juli kündigte H&M die Gesamtbetriebsvereinbarung zur Verkleinerung des GBR und schlug eine neue Vereinbarung vor, in dem der GBR von derzeit 40 auf zukünftig acht Mitglieder reduziert werden soll.

WAS SIND DIE FAKTEN?

  • Die Anzahl der zu verhandelnden Projekte sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, eine weitere Steigerung hat H&M bereits mehrfach angekündigt. Nahezu alle übergreifenden Projekte aller Fachabteilungen von H&M müssen über den Tisch des GBR laufen.

  • Darauf hat H&M reagiert und sich mit der Schaffung einer zusätzlichen Managementebene selbst personell massiv verstärkt, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. H&M hat für Deutschland sogar eine neue Stelle für Verhandlungsmanagement geschaffen.
  • Bei einer stetig ansteigenden Zahl von Verhandlungen ist eine Verkleinerung des GBR für einen ehrbaren Kauf- mann keine richtige Schlussfolgerung - denn dadurch können die Vertretungen der Beschäftigten nicht mehr auf Augenhöhe verhandeln.

Auf diese Weise entmündigt H&M die Beschäftigten. Denn Betriebsräte sind von den Beschäftigten demokratisch gewählt, um in den eigenen Angelegenheiten im Betrieb und im Unternehmen gehört und beteiligt zu werden. Ähnlich undemokratisch geht H&M gegen die Beschäftigten vor, die ihr Grundrecht auf Vereinigung in einer Gewerkschaft wahrnehmen: Mit gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten nicht zu reden bedeutet, sie zum Schweigen bringen zu wollen. Diesen Ansatz verfolgt offenkundig die Unternehmensspitze:

     • Mit ver.di-Schreiben vom 21. Juli wurde H&M zu Verhandlungen über einen             Digitalisierungstarifvertrag aufgefordert und um Rückmeldung samt Terminvorschlägen bis zum 3. August gebeten.

Eine Antwort erfolgte nicht.

Damit ist zu befürchten, dass H&M im Rahmen seiner beabsichtigten Digitalisierungsstrategie weitere Betriebe
schließen, Personal abbauen und Arbeit entwerten will. Anstatt die ZukunftmitdenBeschäftigten gemeinsam zu gestalten, will H&M offenbar bei der Umstrukturierung des Unternehmens harte Fakten schaffen und die betroffenen Kolleginnen und Kollegen vor vollendete Tatsachen stellen. Im schlimmsten Fall sind dies Kündigungen oder ein Auslaufen befristeter Verträge.

JETZT MUSS GEHANDELT WERDEN!

Unmittelbar nach der Sommerpause wird die ver.di- Bundestarifkommission am 04. September und am 15./16. September zusammenkommen, um die Beteili- gung der Beschäftigten bei der geplanten Umstrukturie- rung von H&M sicherzustellen: Nur die eigene Beteiligung gibt den Beschäftigten die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen zu formulieren und in den Umstrukturierungs- prozess einbringen zu können. In einem Digitalisierungs- tarifvertrag muss für die Beschäftigten sichergestellt werden:

• Beteiligung am Zukunftskonzept
• Beteiligung für nachhaltige Beschäftigungssicherung
• Beteiligung mit dem Ziel guter, gesundheitsförderlicher Arbeit

Beteiligung erreichen wir nur gemeinsam. In jeder Filiale müssen deshalb möglichst viele Kolleginnen und Kollegen Mitglied bei ver.di werden und dabei helfen, in den eigenen Filialen gewerkschaftliche Aktiven-Strukturen auf- zubauen. H&M wird die Beschäftigten bei der Gestaltung der Zukunft nur dann beteiligen, wenn wir viele sind!

Verteidigung der Mitbestimmung und die Durchset- zung eines Digitalisierungstarifvertrages - das sind zwei gute Gründe für dich, Mitglied bei ver.di zu sein und neue Mitglieder für ver.di zu werben: Damit wir gute Arbeit mit Zukunft gemeinsam gestalten können!



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Mittwoch, 1. Juli 2020

Kann H&M wirklich zum Krisenprofiteur werden?




Viele Blicke sind die Tage auf H&M gerichtet. In der Halbjahreskonferenz von H&M berichtete Konzernchefin Helena Helmersson über Umsatzeinbrüche von 50% und einem Verlust von knapp 500 Millionen Euro im abgeschlossenen 2. Quartal.

Darauf bezugnehmend veröffentlichte der SPIEGEL einen Bericht, in welchem ein Branchenexperte schilderte, wie H&M über viele Jahre zwar eine ganze Reihe von Entwicklungen „verschlafen“ habe, die momentane Krise allerdings als Beschleuniger der Entwicklung des Unternehmens in Bezug auf den Onlineshop, digitale stationäre Geschäfte und mehr Schnelligkeit wirken könne.

Dem zum Anlass haben wir einen H&M-Unternehmensexperten gefragt und hinter die Kulissen geschaut, wie es derzeit unternehmensintern um die Entwicklung der deutschen stationären Einzelhandelsgeschäfte bei H&M steht.

Auf die Frage, wie die von Helena Helmersson bekannt gegebenen Konzernumsätze im Hinblick auf den deutschen Markt zu bewerten sind, gibt unser Unternehmensexperte zu bedenken, dass es sich um Zahlen aus dem 2. Quartal (März - Mai 2020) des gesamten Konzerns handelt. Zu einem Großteil dieses Zeitraums war eine Vielzahl der Stores komplett unbeeinflussbar geschlossen, womit ein derartiger Umsatzrückgang und Verlust völlig logisch sind und nicht verwunderlich sein können. Wesentlich interessanter wäre somit eine Betrachtung der aktuellen Kennzahlen der deutschen Geschäfte im Juni, also seit Wiedereröffnung der Stores und Abflachung der behördlichen Corona-Vorgaben. Hier gibt es Anlass zur Vermutung, dass diese Zahlen in vielen Stores wieder wesentlich optimistischer aussehen, denn in vielen Filialen hat die Kundenfrequenz wieder derart angezogen, sodass kaum Zeit für Infektionsschutzmaßnahmen war und die Berechtigung der Kurzarbeit öffentlich in Frage gestellt wurde (wir berichteten hier). Dieser Eindruck ging auch aus einer Umsatzbetrachtung der Stores innerhalb der Verhandlungen zu Kurzarbeit ab Juni unmittelbar nach Storeeröffnung hervor und erhärtet sich dadurch, dass sich H&M seitdem bei den aktuellen Unternehmenskennzahlen bedeckt hält und eine Bekanntgabe dieser dem Gesamtbetriebsrat und Wirtschaftsausschuss verweigert. 



H&M steht sich bei der Digitalisierung selbst im Weg

Im Hinblick auf eine Beschleunigung der Entwicklung durch die Krise ist zunächst in Frage zu stellen, ob H&M dafür in seinen Planungen überhaupt schon weit genug ist. Der Gesamtbetriebsrat sprach sich schon lange vor der Pandemie für ein Zukunftskonzept der Stores aus und ist dementsprechend schon fortlaufend an einer Entwicklung von möglichen Zukunftskonzepten („Store der Zukunft“ und „Mitarbeiter*innen der Zukunft“). Leider ist man sich nach Insiderinformationen mit H&M nicht über diese Zukunftskonzepte einig. Während der Gesamtbetriebsrat auf Verbesserung und technische Neuerungen setzt, dabei aber gleichzeitig auf den Erhalt von Arbeitsverhältnissen, Gesundheitsschutz, Qualifikation und Eingruppierung wert legt, versucht H&M vornehmlich 1:1 seinen Mitbewerbern wie beispielsweise ZARA nachzueifern und vergisst dabei die Beschäftigten bei den Veränderungen mit ins Boot zu holen. Die umfassende Betrachtung des Gesamtbetriebsrat ist dabei allerdings nachvollziehbar, denn bei Mitbewerbern haben sich mit der digitalen Transformation auch Nachteile gezeigt, welche es aus Sicht der Arbeitnehmervertretungen bei H&M zu verbessern gilt. Eine derartige Verbesserung oder Gesamtbetrachtung ist von H&M jedoch an keiner Stelle angedacht.

Probleme aus einer fehlenden Gesamtbetrachtung zeigen sich schon heute insbesondere beim Mitbewerber ZARA, welcher H&M bei der digitalen Transformation weit voraus ist: Viele der Beschäftigten haben im Zuge von Automatisierung ihren Arbeitsplatz verloren oder erkennen diesen nicht wieder. Denn durch die Einführung von Automatisierungstechnologien wie beispielsweise RFID, sind für das Unternehmen rechtliche Lücken und Möglichkeiten entstanden, einen Großteil der anfallenden Tätigkeiten in den Stores und im Lager dauerhaft an andere Unternehmen outzusourcen. Viele Tätigkeiten sind gänzlich weggefallen, die wenigen weiterhin bestehenden Tätigkeiten werden nun meist durch Fremdunternehmen ausgeführt. Dies ist für ZARA wesentlich günstiger: Denn es besteht für diese Fremdfirmen weder Tarifbindung, noch muss ZARA sonstige Lohnnebenkosten direkt tragen. Verlierer sind die Beschäftigten. Diejenigen, die noch direkt bei ZARA angestellt sind, beklagen zunehmende Monotonie und technische Überwachung auf Schritt und Tritt. Dass derartige Vorgehensweisen nicht auch bei H&M so umgesetzt werden, möchte H&M den Arbeitnehmervertretungen allerdings nicht versichern beziehungsweise bestreitet derartige Möglichkeiten sogar.

Außerdem werden von Arbeitnehmervertretungen viele von denen von H&M geplanten Maßnahmen als bewusste Verlagerung von Umsätzen aus den Geschäften hinaus in den Onlineshop angesehen. Das Problem dabei: Die Stores und der Onlineshop sind bei H&M gesellschaftsrechtlich getrennte Unternehmen. Allerdings muss jedes Unternehmen für sich selbst profitabel bleiben und derartige Umsatzverlagerungsmaßnahmen führen zwar zu einem Push des Onlinehshops, gleichzeitig werden die Stores aber zunehmend geschwächt. Auch dies kann die Schließungen und Entlassungen in den Stores zusätzlich beflügeln. Gespräche über die Umsetzung eines vom Gesamtbetriebsrat geforderten Gesamtkonzepts, welches unter anderem die Zusammenlegung beider Gesellschaften beinhaltet, werden bisher von H&M ebenso blockiert. 



Forderung eines Tarifvertrags zur Digitalisierung

Anstelle der Nacheiferung von Mitbewerbern ohne Wenn und Aber, muss es aus Sicht der Arbeitnehmervertretungen und ver.di-Aktiven bei H&M das vornehmliche Ziel bei der Transformation des Unternehmens sein, Digitalisierung, Standort- und Beschäftigungssicherung und gesunde Arbeit als Gesamtkonzept zu vereinen. Aus diesem Grund wird von diesen ein Tarifvertrag zur Digitalisierung gefordert.

Dies wäre ein erster wichtiger Schritt in eine positive Zukunft von H&M. Nach Informationen unseres Unternehmensinsiders, ist die deutsche Unternehmensleitung davon derzeit leider weit entfernt. Anstelle gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen an der Zukunft im Sinne der Beschäftigten und des Unternehmens zu arbeiten, wird von H&M zunehmend versucht, die Verantwortlichkeit von Versäumnissen aus der Vergangenheit auf die Arbeitnehmervertretungen abzuwälzen. Während H&M den Verhandlungen zum Abschluss eines (in anderen Unternehmen bereits existierenden) Digitalisierungstarifvertrags bisher die Absage erteilt hat, arbeitet die deutsche Unternehmensleitung nicht an der Mitnahme der Beschäftigten im Digitalisierungsprozess, sondern an deren Zerschlagung.

Zunächst wurde versucht, den Gesamtbetriebsrat dazu zu drängen zu unterschreiben, zukünftig weitestgehend darauf zu verzichten, eine eventuelle Abmilderung der oben genannten negativen Auswirkungen durchzusetzen und auf Punkte wie den Erhalt von Arbeitsverhältnissen, Gesundheitsschutz, Qualifikation und Eingruppierung einwirken zu können („Digitalpakt“). Als der Gesamtbetriebsrat diese Unterschrift verweigert hat, wurde von H&M sogar betriebsöffentlich und unbefangen die Zerschlagung des Gremiums gefordert. Dass eine Zerschlagung der Vertretung der Beschäftigten eine mittelbare Zerschlagung der Beschäftigten selbst zur Folge hat, scheint H&M dabei nicht zu interessieren.

Ob H&M mit dem aktuellen Vorgehen zum Profiteur der Krise werden kann, bleibt abzuwarten, der Abschluss eines Tarifvertrags zur Digitalisierung wäre aber der erste große Schritt in die richtige Richtung. 



Quelle:
  
SPIEGEL: Wie H&M zum Krisenprofiteur werden kann