Dienstag, 24. März 2020

Offener Brief des GBR von H&M an die Fraktionen des Bundestages




Auch in Zeiten von Corona zeigt sich H&M nach außen gerne als verantwortungsvolles Unternehmen. So wurde den Beschäftigten zugesichert, dass H&M das Gehalt im März vollständig bezahle, sogar wenn schon Kurzarbeit vereinbart sei. Auch hat H&M bekannt gegeben, dass es seine Produktion für Schutzkleidung bereitstelle. Dies sind alles tolle Gesten. Hinter den Kulissen sieht es leider anders aus. 


Während andere Firmen begriffen haben, dass die Umsatzausfälle aufgrund Corona dem Wirtschaftsrisiko zuzuordnen sind und deswegen das Kurzarbeitergeld von sich aus selbstverständlich auf 100% des bisherigen Gehalts aufstocken, ist diese Denke bei H&M derzeit wohl in weiter Ferne. Dass der Gesamtbetriebsrat bereits mit großen Schritten auf die Unternehmensleitung zugegangen ist, indem angeboten wurde, Rahmenregelungen einheitlich für die meisten Betriebe durch den GBR zu verhandeln, was die Einführung von Kurzarbeit stark erleichtert, auf der anderen Seite von H&M aber im Hinblick auf eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes finanziell honoriert werden sollte, hat die Unternehmensleitung augenscheinlich bei Vorlage ihres Regelungsentwurfes an den GBR zu Kurzarbeit schon wieder vergessen. 

Denn nicht nur werden Beschäftigte mit flexiblen Verträgen derzeit bereits vermehrt auf ihre Mindeststunden heruntergeplant, womit im Vorfeld die Bemessungsgrundlage für die Höhe von Kurzarbeitergeld unter Umständen schon herabgesenkt wird. Auch sieht der Regelungsvorschlag von H&M gegenüber dem GBR zunächst nicht einmal eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes durch H&M vor, womit Beschäftigte schlimmstenfalls lediglich 60% ihres Gehalts durch den Staat erhalten würden, während sich H&M indessen zu 100% der Personalkosten entledigen kann. Dies trifft natürlich die Beschäftigten von H&M, aufgrund ihrer Tätigkeit in einem klassischen Niedriglohnsektor und oftmals flexiblen und niedrigen Stundenverträgen besonders hart.

Es ist schade, dass es die Politik möglich macht, dass sich ein Unternehmen, welches jedes Jahr mehrere Milliarden Euro erwirtschaftet hat, so einfach seinem wirtschaftlichen Risiko und seinen Personalkosten entledigen kann, während der Beschäftigte, welcher aufgrund seines sowieso schon geringen Gehalts keine Möglichkeit hat, finanzielle Rücklagen aufzubauen, nun ohne Gehalt alle Kosten weiter tragen muss und vor dem nichts steht.

In diesem Hinblick hat sich bereits der Gesamtbetriebsrat von H&M an die Fraktionen des Bundestags gewandt und unterstützt die Petition zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds – dies solltest du auch tun!




Hier geht's zur Petition!