Dienstag, 9. Juli 2019

H&M im Interview: Olfa B.





Nachdem beim letzten Mal Jenny zu Wort kam, spricht heute unsere Kollegin Olfa über ihren Arbeitsalltag bei H&M und wie sie mit der bevorstehenden Filialschließung umgeht:





Wie bist du bei H&M gelandet?


Ich habe mich in der Kaufingerstraße bei mehreren Geschäften beworben und davon waren zwei H&M Filialen, einmal der Store in der Kaufingerstraße 18 und der andere in der Kaufingerstraße 24, und dann bin ich bei letzteren gelandet. 



Was für einen Vertrag hast du?


Ich habe einen Teilzeitvertrag mit fixen Arbeitsstunden.



Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?


Ich beginne die Arbeit um 7 Uhr morgens und picke meistens mit. Das heißt, dass ich mit den Lageristen die Ware bearbeite, in dem wir sie auspacken, sichern und aufbügeln. Danach bin ich hauptsächlich für die Accessoiresabteilung zuständig, aber helfe meistens beim Verräumen der Ware, die entweder vom Vortag übrig geblieben ist oder die Ware vom Pick. An Tagen, an denen so viel Accessoires geliefert worden sind, kümmere ich mich nur um diese Sachen oder gibt es auch Tage an denen ich meine Arbeit unterbrechen muss, um die Kassen im ganzen Haus ein zu zählen. Es variiert, aber du weißt auch nie, was dich in der Früh erwartet, weil sich alles danach richtet, wie viel Ware wir geliefert bekommen und wie viele Mitarbeiter/innen anwesend sind. Was noch eine Rolle spielt ist, ob es einen Umbau gibt oder nicht.



Was hast du zu tun, wenn du gerade nicht bei H&M arbeitest?


Dann bin ich zu Hause. Wenn ich unter der Woche um 16 Uhr aus habe, gehe ich meistens danach einkaufen, dann muss ich für meinen Sohn kochen und dann ist es schon abends. Also habe ich nicht wirklich Zeit für Hobbies. Am Wochenende arbeite ich abwechselnd freitags und samstags und einmal im Monat habe ich an beiden Tagen frei. Ich muss mich auch viel um meine Eltern kümmern, die mittlerweile in Rente gegangen sind und um meinen kleinen Bruder. 



Wie hast du erfahren, dass der Store schließt und wie hast du Dich dabei gefühlt?


Ich habe nicht damit gerechnet und die haben es ganz fies gemacht, denn sie kamen in der Früh. Ehrlich gesagt hatte ich es geahnt, da sie Unterstützer/innen von anderen Filialen geholt haben, dann dacht ich mir, dass es nur von einer Schließung handeln kann, denn meiner Meinung nach, gäbe es keinen anderen Grund. Ich war sehr geschockt und habe natürlich geweint. Ich war auch sehr enttäuscht und in dem Moment habe ich ihnen nichts Wort geglaubt, was sie gesagt hatten. Sie sagten, dass sie uns verstehen und dass es für sie auch schwierig ist und es täte ihnen leid, aber ich konnte das nicht wirklich wahrnehmen. Es kam aber auch nicht von Herzen und es war von H&M geplant, denn das Unternehmen agiert nie einfach so. Ich glaube auch, dass sie Monate davor schon Bescheid wussten und planen mussten, wie sie es uns bei bringen, was auch nicht schonend passiert ist. 



Wie hat sich dein Leben seitdem geändert?


Ich habe definitiv Angst vor der Zukunft und ich muss mir einen neuen Job suchen, der zu einer alleinerziehenden Mutter passt. Es ist sehr schwierig und ich weiß nicht, was auf mich zu kommen wird, aber ich bleibe und kämpfe bis zum Schluss.



Was hat H&M seitdem für dich getan?


Nichts! H&M hat uns keinen Arbeitsplatz angeboten und sie vermitteln mir das Gefühl, dass sie uns so schnell wie möglich los werden möchten. So nach dem Motto „Danke für die letzten Jahre und Tschüss!“. Mehr kam nicht… Ich glaube auch nicht, dass das noch etwas von H&M kommen wird. H&M interessiert es auch nicht, ob es Alleinerziehende, alte Leute sind oder kranke Menschen sind. Ich finde es auch unfair gegenüber kranken Menschen, weil als sie das mit der Schließung bekannt gegeben haben, bin ich krank geworden. Da ist definitiv etwas mit mir passiert und das habe ich auch unserer Store Managerin gesagt. Sie hätten es anders rüber bringen sollen und vielleicht Psychologen rufen, die auch seelische Beistand hätten leisten können.



Liegt dir noch irgendetwas auf dem Herzen, was du hinzufügen möchtest?


Ich fühle mich von H&M ausgenutzt und die ganze Zeit und Arbeit, die in H&M investiert habe, ist alles umsonst und fühle mich verarscht und nicht wertgeschätzt.

7 Kommentare:

  1. Gibt es auch Interviews von zufriedenen Mitarbeitern?

    Denn die gibt es.

    Grüße,
    ein zufriedener Mitarbeiter

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. "Dabei möchten wir unsere Kollegen*innen vorstellen, die sich zu verschiedenen Fragen rund um ihren Arbeitsalltag bei H&M äußern, und wie sie vor allem mit der bevorstehenden Filialschließung umgehen." - Geeeeenau, diese Vielzahl an zufriedenen Mitarbeitern aus Schließungsfilialen - wer kennt sie nicht? 😁

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    3. Ja es gibt zufriedene Mitarbeiter ,DICH
      Wir haben schon verstanden dass du sehr zufrieden bei H&M bist ,ist angekommen,du bist von dieser Sorte Mensch der nur an sich denk darum wünsche ich dir vom Herzen meine Krankheit und mein Leben LG

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  2. Dennoch vermittelt ihr ein extrem negatives Bild von H&M. Somit schadet ihr dem Unternehmen was zwangsläufig zu noch mehr Filialschließungen führt. Folge: noch weniger Stellen. Ein klassischer Teufelskreis.

    Ich frage mich: Wem helft ihr mit euren Artikeln und euren Streiks? Würden die Betroffenen tatsächlich nach aktuellen Geschehnissen noch weiter bei H&M arbeiten wollen wenn ihnen das angeboten werden würde (natürlich mit entsprechender Arbeitsatmosphäre)?
    Ich vermute nicht! Zumindest nicht alle.
    Also, wem helft ihr?

    Ich sage nicht dass eure Situation entspannt ist. Im Gegenteil, sicher ist sie belastend.

    Ich kann euch aber sagen wem ihr ganz sicher NICHT helft. Den Mitarbeitern die das Glück haben in den bestehenden Filialen weiterzuarbeiten. Ihr wollt Solidarität gegenüber diesen Mitarbeitern zeigen? Hört auf H&M in den Dreck zu ziehen womit weitere Filialschließungen aufgrund eines Imageschadens ausbleiben.
    Wie gesagt, dabei ist mir bewusst dass eure Situation schockierend und belastend ist. Der Umgang damit ist in meinen Augen allerdings falsch positioniert.

    Gerne bin ich für weitere Gespräche offen. Denn wie gesagt, auch ich bin H&M Mitarbeiter und mich stört gewaltig was ihr hier und in der Innenstadt in München praktiziert.


    PS: Tipp: Sachlichere, objektive Artikel und Ausdrucksweisen würden einen professionelleren Eindruck vermitteln. So könnten sich Leser eine eigene Meinung bilden anstatt durch subjektive Artikel voreingenommen zu sein.

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    1. Dieses extrem negative Bild von H&M, das gerade vermittelt wird, ist aber nunmal wahr. Und diese Wahrheit sollte man im Interesse aller jetzigen und zukünftigen Miarbeiter kundtun. Du darfst dir sicher sein, dass wir nicht der Grund für die vielen Schließungen sind. Warum auch? Diesen Teufelskreis, wie du es nennst, hat sich das Unternehmen schon selbst eingebrockt. Wer eine Filale nach der anderen aufmacht und sich dabei grob über- bzw. verschätzt, darf sich nicht wundern. Und darf dies auch nicht auf den Rücken der Mitarbeiter austragen!

      Wem wir mit unseren Streikaktionen helfen möchten? In erster Linie uns und auch den Mitarbeitern, die es künftig treffen kann und wird.
      Deine Aussage dazu ist ein Widerspruch in sich. Selbst wenn es nur ein einziger Mitarbeiter ist der bleiben will, Grund genug für diesen einen zu kämpfen!

      Wenn wir jetzt für eine Weiterbeschäftigung im Falle einer betriebsbedingten Kündigung auf die Straße gehen und kämpfen, helfen wir unseren Kollegen bei H&M, die sich (noch) nicht in dieser Lage befinden. Das ist durchaus solidarisch in meinen Augen. Nur möchte H&M das nicht. Denk mal drüber nach...

      Wenn es dich stört, was wir "praktizieren", sprich mit deiner Filialleitung darüber.

      Alle Blogbeiträge sind inhaltlich sachlich und gut verständlich geschrieben. Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Interview, welches so originalgetreu belassen werden sollte wie möglich. Wenn du wirklich Verständnis hast und erkennst, wie belastend unsere Situation sein muss, sollte dir eigentlich auch klar sein, dass man hier eher zur Subjektivität neigt.


      Grüße von einer unzufriedenen H&M Mitarbeiterin.

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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