Montag, 24. Februar 2020

H&M: Unverschämt, dreist, uneinsichtig!



Ende vergangenen Jahres berichteten wir erstmals (hier) darüber, dass H&M systematisch seine Belegschaft bespitzelt. Es wurden insgesamt über 60GB Daten auf einem Server der Nürnberger Kundenzentrale entdeckt. Die pikanten Informationen über beispielsweise Erkrankungen, oder Eheproblemen protokollierten zuvor Teamleiter und andere Vorgesetzte aus Privatgesprächen und Raucherpausen. Mittlerweile wurde ein Bußgeldverfahren gegen den schwedischen Modekonzern eingeleitet.


Unsouverän und ablehnend


Genau zu diesen Vorfällen wurde nun die neue Vorstandsvorsitzende von H&M, Helena Helmersson von einem schwedischen Fernsehteam befragt. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, sich für die Angelegenheit bei den Mitarbeitern zu entschuldigen. Sie hätte etwas zur schnellen Aufklärung beitragen können. Sie hätte offen auf unbequeme, aber längst überfällige Fragen antworten können. All dies tat sie nicht.

Mit teilnahmsloser Mine hörte sie sich die gestellten Fragen an, und machte sich erst gar keine Mühe ihre ablehnende Haltung hierzu auch nur halbwegs zu verstecken.



Besprechen Sie das bitte mit anderen.

H&M gab zuvor an, dass es sich um einen Irrtum handeln würde. Der Reporter fragt Helmersson „Besteht der Irrtum beim Durchsickern, oder beim Einsammeln von Informationen?" Sie antwortet: „Das war wirklich unglücklich“. Als der Reporter konkret nachhakt reagiert Helmersson mit „Besprechen Sie das bitte mit anderen. Ich kenne nicht alle Details.“

Die Vorstandsvorsitzende kennt bei dem größten bekannten Datenskandal der letzten Jahre nicht alle Details? Wer ist denn der richtige Ansprechpartner an dieser Stelle? Souverän und offene Kommunikation geht anders. 

Reporter: „Finden Sie, dass große Personalakten eingesammelt werden sollen, die sensible Daten über Krankheiten, Menstruationszyklen usw enthalten?"
Helmersson: „Ich finde es sehr schwierig, die Sache an sich zu diskutieren. Selbstverständlich sollten wir aber alle Regeln befolgen damit die Kunden und unsere Angestellten das Gefühl haben, dass wir Daten sicher handhaben.“




Keine Spur von Reue
 
Nein, Frau Helmersson, es ist nicht schwierig, diese Sache zu diskutieren, wenn man nichts zu verstecken hat, und offen und ehrlich zu seiner Belegschaft steht! 


Auf die Frage, ob H&M Daten über beispielsweise Krankschreibungen, Schwangerschaften und Familienberatungen der Mitarbeiter*innen einsammeln sollte, antwortet Helmersson „Das hört sich sehr komisch an […] Die geltenden Regeln zu befolgen ist für uns superwichtig“

 
Das ganze Interview ist eine Farce. Frau Helmersson hat mit ihrer ablehnenden und ausweichenden Haltung die ganze Situation nur noch schlimmer gemacht, als sie ohnehin schon ist. Besser hätte man seine Abneigung und geringe Wertschätzung der Belegschaft gegenüber nicht demonstrieren können. Das Einzige, was dieser Frau leid tut, ist, dass der ganze Spionage-Wahnsinn bei H&M öffentlich geworden ist. 





Die versprochene, umfangreiche Aufforstung der Vorfälle findet kaum statt, im Nürnberger Kundenzentrum herscht ein Klima der Angst" hört man von Kollegen*innen - von Reue und Anstand ist bei Frau Helmersson und dem dazugehörigen Konzern keine Spur! 


Quelle: FAZ: Spitzel-Affäre bringt H&M-Chefin ins Schwimmen

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